DOMRADIO.DE: An diesem Freitag hatten sich Vertreter des Bundes, der Länder (vertreten durch Hamburg, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen) sowie der Religionsgemeinschaften zu einem Gespräch im Bundesministerium des Innern über die Frage der Fortgeltung der Untersagung religiöser Zusammenkünfte im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ausgetauscht. Sie waren von katholischer Seite aus dabei. Mit welchem Ergebnis sind Sie denn aus den Gesprächen gegangen?
Prälat Karl Jüsten (Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe in Berlin): Die Ergebnisse waren gut. Zunächst waren wir enttäuscht darüber, dass die Kirchen und Religionsgemeinschaft bei den Lockerungen nicht betroffen waren. Es war aber schon länger für heute ein Gespräch mit dem Staatssekretär Markus Kerber anvisiert. Bei dem Gespräch konnten wir deutlich machen, dass wir unter den Bedingungen der Epidemie Gottesdienste feiern können.
Das Wichtigste bei dieser Frage ist immer ein optimaler Gesundheitsschutz. Das haben die Kirchen von Anfang an gesagt. Entweder haben die Kirchen freiwillig auf Gottesdienste verzichtet oder mit den Ländern Vereinbarungen herbeigeführt, wie etwa in Nordrhein-Westfalen, oder haben das Verbot, was dann ausgesprochen worden ist, fraglos akzeptiert.
Aber wenn nun die Gesellschaft schrittweise wieder ins Leben zurückfindet, wollen wir Religionsgemeinschaften nicht die Letzten sein, sondern natürlich schnell wieder der Sehnsucht der Gläubigen entsprechen und Gottesdienste feiern.
DOMRADIO.DE: Gab es denn einen Unterschied in der Haltung der katholischen Kirche von der anderer Glaubensgemeinschaften?
Prälat Jüsten: Ich glaube nicht, dass es viele Unterschiede gab. Die Katholiken sind an dieser Stelle vielleicht ungeduldiger gewesen, da für uns natürlich die Eucharistie auch entscheidend ist für das kirchliche Leben. Die Eucharistie ist der Höhepunkt und Kern unseres Glaubens, deshalb ist das für uns ein besonderes Herzensanliegen.
DOMRADIO.DE: Der Benediktinermönch Pater Wolfgang Hubert bei DOMRADIO.DE gesagt, es sei eigentlich eine zutiefst christliche Haltung, was wir erlebt haben. Für die Schwächsten in der Gesellschaft war die Mehrheit solidarisch. Wie sehen Sie das?
Prälat Jüsten: Da hat er Recht. Wir haben in dieser ersten Hochphase der Epidemie das getan, wofür wir als Christen in der Äußerung unseres christlichen Lebens da sind, nämlich die Nächstenliebe zu leben und ihr Gestalt zu geben. Das Erzbistum Köln war etwa sehr vorbildlich, da Rainer Maria Kardinal Woelki die Türen des Priesterseminars geöffnet hat, damit Obdachlose etwas zu essen bekommen und sich waschen können.
Viele haben in den sozialen Einrichtungen ihr Bestes gegeben in Nordrhein-Westfalen. Zum Beispiel in Sankt Augustin im St. Monika Heim, in dem sich ein Großteil der Pfleger bei der Pflege infiziert haben. Die Menschen haben wirklich durch ihr Zeugnis ihr Bestes gegeben und sich ganz hingegeben. Insofern hat der Benediktinermönch vollkommen Recht. Aber es ist eben auch eine Äußerung unseres christlichen Lebens, dass wir gemeinsam Gottesdienste feiern.
DOMRADIO.DE: Wie dürfen ab Anfang Mai eventuell Gotteshäuser wieder öffnen? Wie kann garantiert werden, dass die Hygieneregeln eingehalten werden? Zum Beispiel, dass es keine Kommunion mehr gibt?
Prälat Jüsten: Hygieneregeln werden jetzt mit den Ländern verabredet. Für uns ist auch wichtig, dass man auch die Kommunion empfangen kann. Das ist unter erschwerten Bedingungen wahrscheinlich möglich. Dazu gibt es verschiedene Vorschläge, zum Beispiel mit der Zange oder man legt die Kommunion auf den Altar und die Gläubigen nehmen sich die Kommunion.
Ein dritter Vorschlag ist, mit desinfizierten Handschuhen die Kommunion auszuteilen. Hier muss man gucken, was letztendlich die praktikabelste Lösung ist. Eventuell geschieht dies auch vor Ort, da es von Kirche zu Kirche unterschiedlich sein kann. Es muss jedenfalls garantiert sein, dass sich über das Kommunionausteilen das Coronavirus nicht ausbreiten kann.
Das Interview führte Martin Bornemeier.