Die Johanniter-Unfall-Hilfe will mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket künftiges Fehlverhalten von Haupt- und Ehrenamtlichen vermeiden.
So soll unter Einbindung der Mitarbeiter ein Verhaltenskodex erarbeitet werden, sagte Jörg Lüssem vom Bundesvorstand der christlichen Hilfsorganisation am Dienstag in Berlin. Es gehe darum, Werte und Leitlinien des Verbandes in den Alltag zu übersetzen. Für rechtes Gedankengut, fremdenfeindliches Verhalten und Gewalt gebe es bei den Johannitern keinen Platz.
"Meldesystem" für Vorgänge und Fehlverhalten vorgesehen
Weiter ist ein "Meldesystem" für Vorgänge und Fehlverhalten vorgesehen. Dazu soll eine "externe Ombudsperson" zur Verfügung stehen. Zudem sollen Führungskräfte stärker für Fehlverhalten von Mitarbeitern sensibilisiert werden. Hintergrund sind den Angaben zufolge Vorwürfe gegen einzelne Mitarbeitende unter anderem in Köln und Brandenburg an der Havel.
In einem in Köln veröffentlichten Bericht einer auf Fehlverhalten in Unternehmen spezialisierten Anwaltskanzlei heißt es, es gebe zwar keine Hinweise auf rechtsradikale Strukturen oder systematische Fremdenfeindlichkeit. Allerdings seien Einzelfälle belegt worden. Die in den Medien genannten Vorfälle seien "überwiegend wie beschrieben oder ähnlich passiert". Dazu wurden mit Mitarbeitern der betroffenen Feuerwache 9 in Köln zahlreiche Gespräche geführt, hieß es.
Laut Medienberichten soll es bei den Kölner Johannitern unter anderem zu fremdenfeindlichen Äußerungen einzelner Mitarbeiter gekommen sein. In einen Wandkalender seien die Geburtstage von Nazi-Größen eingetragen worden.
Auseinandersetzung in Brandenburg
In Brandenburg an der Havel kam es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen einem schwarzen Lieferdienstfahrer und einem Johanniter-Mitarbeiter. Dabei erlitt das aus Kenia stammende Opfer einen Armbruch. Ausgangspunkt soll die Empörung eines Mitarbeiters der Johanniter darüber gewesen sein, dass eine Fastfood-Bestellung unvollständig geliefert wurde. Die Ermittlungen sind den Angaben zufolge noch nicht abgeschlossen. Der Mitarbeiter sei zurzeit freigestellt und werde den Verband demnächst verlassen, sagte Lüssem. Entscheidend sei, dass bei dem Vorfall ungeachtet des genauen Ablaufs eine Person verletzt worden sei.
Den Johannitern zufolge stellen fremdenfeindliche Vorgänge und sprachliche Grenzverletzungen ein gesellschaftliches Phänomen dar, das auch in anderen Rettungsdienstorganisationen sowie bei der Feuerwehr und Polizei zu beobachten sei. Deshalb will der Bundesvorstand gemeinsam mit anderen Hilfsorganisation einen "gemeinsamen Maßnahmenplan gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus" entwickeln.
Im Bericht der Kanzlei heißt es dazu, "eine fragwürdige, bisweilen diffamierende Alltagssprache" werde von vielen Mitarbeitenden noch nicht als fremdenfeindlich oder rassistisch angesehen. Anders verhalte es sich bei antidemokratischen, radikalen politischen Einstellungen. Diese würden weitgehend nicht gutgeheißen.
Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist nach eigenen Angaben mit rund 29.000 Beschäftigten und mehr als 46.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern eine der größten Hilfsorganisationen in Deutschland.