Das Museum habe "seine Aufgabe immer darin gesehen, ein Forum anzubieten für Diskussionen auch über strittige Fragen", sagte der Direktor Peter Schäfer in einem Interview des Berliner "Tagesspiegel" (Donnerstag).
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hatte scharf kritisiert, dass das Museum per Internet eine Leseempfehlung für einen Zeitungsartikel über Wissenschaftler gab, die den Beschluss des Bundestags gegen die BDS-Bewegung verurteilen. Die Bewegung ruft unter anderem zum Boykott israelischer Waren auf. Der Zentralrat stellte infrage, ob die Bezeichnung "jüdisch" für das Museum noch angemessen sei. Überdies hatte der Rat Vorbehalte gegen eine Jerusalem-Ausstellung des Museums vorgebracht.
Anlass der Kritik "außerordentlich"
Schäfer betonte, er bedauere den Anlass der Kritik "außerordentlich". Das Museum habe nie die Aufgabe gehabt, "in politischen Tagesfragen Partei zu sein und Stellung zu nehmen". Der Tweet zu BDS sei als Hinweis auf einen Diskussionsbeitrag gemeint gewesen. "Aber man kann ihn auch so verstehen, dass wir Partei ergreifen wollen, was absolut nicht in unserem Sinne ist", räumte der Judaist ein. Wenn jemand "inner- oder außerhalb des BDS antisemitische Äußerungen von sich gibt oder propagiert und unterstützt oder das Existenzrecht Israels infrage stellt, hat sie oder er bei uns keinen Ort und wird ihn auch nicht bekommen".
Der Direktor verteidigte auch die Ausstellung "Welcome to Jerusalem". Es sei bei einem sehr schwierigen Thema gelungen, "eine Balance widerstrebender Meinungen zu wahren". Die Schau habe keine anti-israelische oder pro-palästinensische Propaganda gemacht. Es sei aber oft missverstanden worden, dass es nicht um die Geschichte Jerusalems gegangen sei, "sondern es ging um die drei monotheistischen Religionen, die sich dort nun mal zusammenballen und unterschiedliche beziehungsweise dieselben Ansprüche haben".
Schäfer sagte, er habe auch "massenweise" positive Reaktionen zur Ausstellung aus Israel und Amerika erhalten. "Sprachlos" habe ihn allerdings der Brief des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit der Empfehlung gemacht, die staatliche Förderung des Jüdischem Museums einzustellen. "Wir können uns nicht darauf beschränken, schöne Ausstellungen zu machen, die am Ende todlangweilig sind", erklärte Schäfer.