Jurist Rixen fordert Sonderfonds für Missbrauchsbetroffene

"Ohne den Staat geht es nicht"

Staatsrechtler Stephan Rixen fordert die Einrichtung von Fonds für die Entschädigung von Betroffenen sexualisierter Gewalt. Denkbar seien Lösungen wie bereits in der Vergangenheit für contergangeschädigte Menschen.

Eine Frau mit einem Geldbeutel und Geldscheinen / © sebra (shutterstock)
Eine Frau mit einem Geldbeutel und Geldscheinen / © sebra ( shutterstock )

Das sagte das Mitglied der bundesweiten unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montag).

Stephan Rixen (Deutscher Ethikrat)

Diskussion könnte bald relevant werden

"Die Diskussion über eine Fondslösung dürfte Fahrt aufnehmen, sollten die ersten Landgerichte Schadensersatzzahlungen in hohen sechsstelligen Summen auswerfen", zeigte sich Rixen überzeugt. Hieran werde deutlich, dass es für eine gelingende Aufarbeitung immer auch staatlicher Impulse bedürfe. "Ohne den Staat geht es nicht", so Rixen.

Deswegen sei mehr Gestaltungswillen etwa seitens des Gesetzgebers wünschenswert. "Bislang haben sich alle anderen Akteure wie die Sportverbände oder die evangelische Kirche eher hinter der katholischen Kirche versteckt – und der Staat hinter allen", sagte der Jurist.

Was braucht es außerdem?

"Jetzt wird man darüber nachdenken müssen, ob es für die Betroffenen nicht nur höhere finanzielle Entschädigungen geben muss, als die, die etwa die katholische Kirche zahlt, sondern auch bessere Beratungs- und Unterstützungsangebote, die auf die Situation der Betroffenen zugeschnitten sind." Rixen leitet das Institut für Staatsrecht an der Universität Köln.

Zahlen zu Anerkennungsleistungen für Missbrauchsopfer

Die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen UKA hat am Freitag (03.02.2023) ihren Jahresbericht vorgelegt. Nachfolgend nennt die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) einige Eckdaten zu der Arbeit des Gremiums, das über die sogenannten Anerkennungszahlungen für Missbrauchsbetroffenen in der katholischen Kirche befindet:

- 2.112 Anträge wurden seit Beginn des Jahres 2021 bei der UKA eingereicht; 1.839 davon waren zum Jahresende 2022 bearbeitet. Das entspricht einer Quote von rund 87 Prozent.

Ein aus einem Zwanzig-Euro-Geldschein gefaltetes Kreuz / © Julia Steinbrecht (KNA)
Ein aus einem Zwanzig-Euro-Geldschein gefaltetes Kreuz / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA