Eine "neue Etappe" im Pontifikat von Papst Franziskus erwartet der argentinische Kurienkardinal Victor Fernandez nach dessen Rückkehr in den Vatikan. Am Rande einer Buchvorstellung in Rom sagte Fernandez am Freitagnachmittag: "Der Papst ist ein Mann der Überraschungen und er wird nach dieser schweren Zeit noch etwas aus dem Hut zaubern." Er glaube nicht, dass diese Überraschung die Ankündigung eines Amtsverzichts sein werde.

In den langen, schweren Wochen in der Gemelli-Klinik habe der Papst "viele Dinge gelernt, die für die Kirche und die Welt noch wichtig sein werden". Fernandez ließ offen, in welcher Weise er während des Krankenhausaufenthalts mit Franziskus Kontakt gehabt habe. Vor der Klinikeinweisung pflegten der Glaubenspräfekt und der Papst aus Argentinien beinahe täglich miteinander zu speisen.
"Papst wollte nicht in die Klinik"
Fernandez enthüllte auch Details über die Umstände der Einweisung des 88-Jährigen in die Gemelli-Klinik. Der Papst habe sich lange diesem Ansinnen widersetzt, schließlich hätten ihn einige enge Freunde "auch mit Beschimpfungen" dazu gebracht, nachzugeben. Über den derzeitigen Zustand des Papstes sagte Fernandez, es gehe ihm gut, aber er werde das Sprechen neu lernen müssen. Dies sei auch eine Folge der langen, intensiven Beatmung mit Sauerstoff.
Ähnlich äußerte sich am Freitagnachmittag der Leiter des vatikanischen Presseamts, Matteo Bruni. Er sprach von weiteren Verbesserungen im Gesundheitszustand des Papstes. Zugleich betonte er, dass dieser die künstliche Sauerstoffzufuhr weiter reduziert habe und dass das Sprechen ihm schwerfalle.
Anlass der Äußerungen von Fernandez war die Vorstellung des Buchs "Viva la poesia". Darin hat der Jesuit Antonio Spadaro alle Texte von Papst Franziskus zum Thema Poesie und Literatur zusammengestellt. Spadaro ist Untersekretär im vatikanischen Behörde für Bildung und Kultur. Er gilt im Vatikan als einer der einflussreichsten Interpreten des Denkens von Papst Franziskus.