"Sonst hat man überhaupt keine Möglichkeiten mehr, miteinander im Gespräch zu sein und nach Lösungen zu suchen in dieser schwierigen, verfahrenen Situation", sagte Koch am Mittwoch auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) beim Weltkongress der Religionen in der kasachischen Hauptstadt Nur-Sultan. "Man darf das Tischtuch nicht durchschneiden."
Wie dieser Dialog jetzt geführt werden könne, müsse sich zeigen, erklärte Koch. Der Patriarch habe in seiner Botschaft an die Kongressteilnehmer deutlich gemacht, dass er am "interreligiösen Dialog" interessiert sei. Eine Antwort angesichts der konkreten Situation habe er jedoch nicht gehört. "Und auf die warte ich an sich", so der Schweizer Kurienkardinal weiter. Mit Blick auf Kyrills Klage, dass Ereignisse "falsch dargestellt" würden, sagte Koch, dass er dies immer wieder höre. Darüber müsse man "intensiv sprechen und sich austauschen".
Beziehung zwischen Kirche und Staat
Die orthodoxe Tradition habe ein anderes Verständnis der Beziehung zwischen Kirche und Staat. "Im Westen haben wir durch Jahrhunderte mühsam gelernt, dass das adäquate Verhältnis von Kirche und Staat eine Trennung bei gleichzeitiger Zusammenarbeit ist", so Koch weiter.
Er begrüße, wenn der Moskauer Patriarch eine Trennung von Religion und Politik betone. Aber dann müsse auch erklärt werden, "was das für die russisch-orthodoxe Kirche genau heißt".
Zum Weltkongress der Religionen, an dem in diesem Jahr auch Papst Franziskus teilnimmt, sind etwa 100 Delegationen aus 50 Ländern angereist. Seit 2003, auch als Reaktion auf den islamistischen Terroranschlag vom 11. September 2001 in den USA, lädt die kasachische Regierung alle drei Jahre zu einem "Kongress von Führern der Welt- und traditionellen Religionen".
Das diesjährige Treffen hatte am Morgen Papst Franziskus mit einer Rede eröffnet, in der er mahnte, die Religionen sollten sich niemals in den Dienst weltlicher Macht stellen und niemals zu Gewalt aufrufen.