Kardinal Lehmann: Globalisierung nicht verteufeln

Die Kirche als "global-player"

Vor einer Verteufelung der Globalisierung hat der Mainzer Kardinal Karl Lehmann gewarnt. Dieser weltweite Prozess berge Chancen und Risiken, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Mittwoch vor Bundeswehrsoldaten in Birkenfeld/Eifel. Es fehlten allerdings ein kontrollierter Wettbewerb und faire, verbindliche Rahmenbedingungen für alle am Markt Beteiligten."Große Nüchternheit am Platz"Laut Redemanuskript betonte Lehmann, eine vernünftig und ethisch vertretbar gesteuerte Globalisierung könne dazu helfen, "immer mehr und wirkungsvoller die Gleichwertigkeit und die gleiche Würde aller Menschen auf diesem Erdball wenigstens langsam zu realisieren".

 (DR)

Vor einer Verteufelung der Globalisierung hat der Mainzer Kardinal Karl Lehmann gewarnt. Dieser weltweite Prozess berge Chancen und Risiken, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Mittwoch vor Bundeswehrsoldaten in Birkenfeld/Eifel. Es fehlten allerdings ein kontrollierter Wettbewerb und faire, verbindliche Rahmenbedingungen für alle am Markt Beteiligten.

"Große Nüchternheit am Platz"
Laut Redemanuskript betonte Lehmann, eine vernünftig und ethisch vertretbar gesteuerte Globalisierung könne dazu helfen, "immer mehr und wirkungsvoller die Gleichwertigkeit und die gleiche Würde aller Menschen auf diesem Erdball wenigstens langsam zu realisieren". Das seien Ziele, die man von einer christlichen Anthropologie und Sozialethik her nur unterstützen könne. Die christlichen Kirchen, vor allem die katholische Kirche als "global-player", seien darum auch nicht von vornherein Gegner des Globalisierungsprozesses.

Bei der Beurteilung der Situation forderte der Kardinal eine "große Nüchternheit". Globalisierung sei ein Wirtschaftsprozess, der seine eigenen Interessen verfolge. Er setze eine liberale Marktwirtschaft voraus und übertrage diese auf die ganze Erde. Nicht automatisch würden die Länder der so genannten Dritten Welt einen Aufschwung erfahren. Die Globalisierung kann laut Lehmann Arbeit und Erwerb ermöglichen, wo sie bisher nicht waren; das enorme Gefälle zwischen den Industrienationen und den zu fördernden Ländern könne aber zu großen Ungleichheiten führen und die Verführung zu sehr niedrigen Löhnen groß sein.

Wenn globalisierte Wirtschaft als soziale Marktwirtschaft auf Dauer funktionieren und für alle wirklich die Lebenschancen verbessert werden solle, brauche es entsprechende Kontrollmechanismen in der Welthandelsordnung, so der Kardinal. Dies gelte für eine Neuordnung der internationalen Währungsbeziehungen, die Regelung des Warenverkehrs sowie die Zoll- und Handelsabkommen. "Die Schaffung einer solchen internationalen Wirtschaftsordnung, nicht zuletzt durch eine entsprechende Berücksichtigung der Wirtschaftsethik, ist eine große Herausforderung für die Zukunft", sagte Lehmann in seinem Vortrag bei der 2. Luftwaffendivision der Bundeswehr in der Heinrich-Hertz-Kaserne.
(KNA,dr)