Kardinal Marx zur Seligsprechung Paul VI.

Der erste "wirklich moderne Papst"

Papst Franziskus spricht an diesem Sonntag seinen Vorgänger Paul VI. selig - für Kardinal Marx ein Papst, der den Weg in Gegenwart und Zukunft geebnet hat. 

Paul VI. (KNA)
Paul VI. / ( KNA )

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat Papst Paul VI. (1897-1978) gewürdigt. Paul VI. sei Vollender des Zweiten Vatikanischen Konzils und der erste wirklich moderne Papst gewesen, sagte Marx in Bonn.

Mit der Seligsprechung des Montini-Papstes an diesem Sonntag würdige Papst Franziskus "eine Gestalt der Kirchengeschichte, die mit Mut und Weitsicht, Tatkraft und innerem Ringen die Kirche auf den Weg zum dritten Jahrtausend geführt hat"

Neue Akzente für Eheleben 

Paul VI. habe als "Diener der Einheit" die Kirche in einer schwierigen Zeit des Umbruchs zusammengehalten, hob Marx hervor. Es sei ihm ein Anliegen gewesen, die Beschlüsse des Konzils mit Leben zu füllen und im Leben der Kirche verorten. Der Konzilserklärung "Gaudium et spes" sei es zu verdanken, dass die kirchliche Ehelehre neue Akzente erhalten habe.

Der Einsatz Pauls VI. für die Lehre der Kirche und deren Verpflichtung auch für die Gläubigen sei oft zu wenig gewürdigt worden, beklagte der Kardinal. Die Seligsprechung zum Abschluss der vatikanischen Familiensynode unterstreiche auch die Kontinuität der katholischen Lehre von Ehe und Familie, die immer mit der Lernbereitschaft der Kirche verbunden sei.

Menschenfreundliche Zuwendung 

Als junger Student habe er bei Papst Paul VI. eine sehr menschenfreundliche Zuwendung gespürt, sagte Marx. "Wir waren angetan von seiner Bereitschaft, der Kirche mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ein neues Gesicht zu geben." Damals wie heute gehe es darum, die Zeichen der Zeit zu erkennen, ohne sich dem Zeitgeist anzupassen.

Paul VI. wurde mit dem bürgerlichen Namen Giovanni Battista Montini am 26. September 1897 in Concesio bei Brescia in der Lombardei geboren. 1920 wurde er zum Priester geweiht und studierte anschließend an der Päpstlichen Diplomatenakademie in Rom Kirchenrecht und Philosophie. Nach einem Aufenthalt in der Warschauer Nuntiatur übernahm er Aufgaben im vatikanischen Staatssekretariat.

Verbot von Kondom und Pille 

Papst Pius XII. ernannte ihn 1954 zum Erzbischof von Mailand. Am 21. Juni 1963 wurde Montini zum Nachfolger von Johannes XXIII. gewählt. Mit großer Entschlossenheit setzte Paul VI. das Konzil fort. In der Enzyklika "Humanae vitae" untersagte er den Katholiken den Gebrauch von Verhütungsmitteln wie Kondom oder Pille. Die deutschen Bischöfe reagierten mit der "Königsteiner Erklärung" und verwiesen auf das Gewissen jedes Gläubigen als letzte Entscheidungsinstanz.


Quelle:
KNA