Die Erzdiözese Sydney gab trotz Nachfragen australischer Medien keinen Grund für die Reise Pells an. Auch die für Ausnahmegenehmigungen zuständige Grenzschutzbehörde (ABF) machte keine Angaben darüber; man kommentiere keine Einzelfälle.
Generell, so die Behörde, könne unter anderem Personen, die im Auftrag einer Regierung unterwegs seien, über dringend benötigte "religiöse oder theologische Fähigkeiten" verfügten oder gewöhnlich im Ausland lebten, eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden.
Der zunächst wegen sexuellen Missbrauchs zweier Minderjähriger verurteilte Pell war im April von Australiens höchstem Gericht aus Mangel an Beweisen freigesprochen und aus dem Gefängnis entlassen worden.
Offiziell kein Funktionsträger mehr
Der frühere Finanzchef des Vatikan bekleidet nun keinen Posten mehr im Vatikan. Er hatte seine damalige Position behalten, als er 2017 nach Australien zurückkehren musste, um sich dem Missbrauchsprozess zu stellen. Seine Amtszeit als Finanzchef lief im Februar 2019 aus Altersgründen aus.
Pells Rückkehr nach Rom folgt nun unmittelbar auf den Rücktritt des italienischen Kurienkardinals Giovanni Angelo Becciu am vergangenen Freitag; ihm werden Unterschlagung und Korruption vorgeworfen. Pell begrüßte zuletzt in einer kurzen Erklärung Beccius Rücktritt mit den Worten: "Der Heilige Vater wurde gewählt, um die Finanzen des Vatikan aufzuräumen."
Becciu und Pell sollen über die Finanzreformen des Australiers zerstritten sein. Weiter erklärte Pell, er hoffe, dass "das Ausmisten der Ställe sowohl im Vatikan als auch in Victoria fortgesetzt wird". Weil sich die Missbrauchsvorwürfe auf Pells Zeit als Priester in Ballarat und als Erzbischof von Melbourne bezogen, war ihm der Prozess im Bundesstaat Victoria gemacht worden.
Er sieht die Vorwürfe und Prozesse gegen ihn als Hetzjagd der liberalen Öffentlichkeit Australiens und sich selbst als Bannerträger konservativer kirchlicher und gesellschaftlicher Werte.