Kardinal Schönborn lobt neue Methode bei der Weltsynode

"Jeder bringt das Seine ein"

Der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn nimmt zum achten Mal an einer Bischofssynode teil. Seine beste, lobt der Kardinal, begrüßt die neue Methode und verrät im Gespräch, was diese der Weltsynode gebracht hat.

 © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
© Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Es ist Ihre achte Synode und Sie, Herr Kardinal, haben gesagt, das ist die beste Methode. Was hat diese Methode der Synode gebracht?

Schönborn: Es ist überhaupt die beste Synode, die ich erlebe, denn sie ist kommunikativ und hat eine offenere Methode. Wir sitzen nicht mehr im engen Synodensaal.

Christoph Kardinal Schönborn

"Wir sitzen nicht mehr im engen Synodensaal"

Dort hat sich niemand in die Augen gesehen, außer dem Papst. Man sitzt an runden Tischen und ist so angeordnet, dass man sich anschauen kann.  Die Arbeitsweise ist etappenweise langsamer, jedoch sorgt das behutsame Voranschreiten für eine verbesserte und tiefere Art des Arbeitens.

DOMRADIO.DE: Zum ersten Mal sind 25 % stimmberechtigte Laien, darunter auch noch mal 54 Frauen dabei, inwiefern ändert sich die Synode hiermit und wie macht es sich bemerkbar?

Schönborn: Es tut der Synode gut, man redet miteinander und jeder bringt das Seine ein. An jedem Tisch sitzen auch Frauen.

Natürlich sind wir Bischöfe eindeutig die Mehrheit, aber die Öffnung der Synode tut der Weltkirche gut.

Die Anwesenheit von Frauen in all unseren Räten und den Diözesen ist nichts Neues. Man braucht es weder zu fürchten, noch zu übertreiben.  

DOMRADIO.DE: Der Papst hat in seinem Brief noch einmal die Wichtigkeit des Zuhörens aller Engagierten betont. Gelingt das?

Schönborn: Das liegt ja zuerst und vor allem an uns selber, wie wir in unseren Pfarren miteinander umgehen. Wenn die synodale Methode vertieft wird und praktiziert wird, dann ändert sich etwas in unseren Gemeinden. Dann sind wir eben eine Gemeinde und nicht ein Solokonzert.

Christoph Kardinal Schönborn

"Wir haben in der Erzdiözese Wien schon seit Jahren synodale Versammlungen praktiziert, wir haben nur das Wort dafür nicht genutzt."

DOMRADIO.DE: Wie lautet jetzt das Ergebnis der Synode, was ist dabei herausgekommen?

Schönborn: Die Frage ist eher, was hereinkommt.  Ein synodaler Weg verdoppelt die Synode und muss gelebt werden. Synodalität beginnt nicht heute, sondern sie geht bis in die Zeit der Apostel zurück.

DOMRADIO.DE: Sie beobachten vermutlich auch die deutsche Kirche und den "Synodalen Weg". Im Vorfeld der Bischofssynode im Vatikan gab es Synodale, die befürchtet hatten, die Deutschen mit ihrem "Sonderweg" würden die Themen der Vollversammlung dominieren. Diese deutschen Fragen waren aber jetzt  doch eher auch die Fragen der Weltkirche?

Schönborn: Ich gestehe, dass ich mich nicht in allen Einzelheiten mit dem deutschen synodalen Weg beschäftigt habe. Ich kann nur feststellen, dass wir auf dieser Synode eine Erfahrung machen, die uns Europäern ganz gut tut. Sie ist auch etwas schmerzlich. Wir sind nicht mehr der Mittelpunkt. Das sieht man, wenn man in die ganze Versammlung schaut. Wir sind zwar als Europäer immer noch eine große Gruppe, aber wir sind nicht mehr die Mehrheit.

DOMRADIO.DE: Es wurden Stimmen aus Lateinamerika laut, aus dem Amazonas, aus Peru. Dort gibt es schon synodale Versammlungen jeglicher Art. Sind die uns da voraus?

Schönborn: Wir haben in der Erzdiözese Wien schon seit Jahren synodale Versammlungen praktiziert, wir haben nur das Wort dafür nicht genutzt. 1.400 Delegierte aus der ganzen Diözese, aus allen Pfarren, allen Einrichtungen und Gruppierungen.

Drei Tage lang haben wir miteinander im Dom gefeiert, zugehört, ausgesprochen, ohne Papiere zu produzieren. Jedoch wurde die Gemeinschaft vertieft, das offene Wort und das Aufeinander hören. Ich habe mich sehr wohlgefühlt in der Synode, und vieles hat mich an das erinnert, was wir in den letzten zehn Jahren mit unseren Diözesanversammlungen erfahren durften.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
DR