Außerdem müsse er "ein Herz haben, Verstand und Verantwortungsbewusstsein", so der langjährige Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, der am Dienstag vor 25 Jahren ins Kardinalskollegium aufgenommen wurde.
Papst Franziskus hatte die Amtszeit des 78-Jährigen 2020 bei Erreichen der für Bischöfe geltenden Pensionsgrenze von 75 Jahren "vorläufig und auf unbestimmte Zeit" verlängert.
Kirchliche Erneuerung und gesellschaftlicher Auftrag
In den letzten Jahren ließ sich der Kardinal, der zu den wichtigsten Persönlichkeiten der Weltkirche zählt, mehrfach im Krankenhaus behandeln. "Ich erlebte mich dabei nicht sehr fromm: Mich beschäftigte die Krankheit. Man meint vielleicht, als Kardinal im Spital strömt das Beten nur so – aber das ist nicht unbedingt so", antwortete Schönborn auf die Frage, ob Not beten lehre.
Kirchliche Erneuerung sei vor allem in "starken, positiven Erfahrungen" des Helfens und der Fürsorge möglich, so Schönborn weiter. Damit verbinde sich auch ein gesellschaftlicher Auftrag: "Wir müssen wegkommen von der Ich-AG. Ich, ich, ich: das ist nicht das, was das Leben erfüllt macht", sagte der Kardinal.
Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz
Als Theologe und internationaler Vermittler gehört Schönborn zu den profiliertesten Vertretern der katholischen Kirche. Er übernahm Österreichs Hauptstadt-Erzbistum 1995, auf dem Höhepunkt eines Missbrauchsskandals um seinen Vorgänger Kardinal Hans Hermann Groer (1919-2003). Von 1998 und bis 2020 war er zudem Vorsitzender der
Österreichischen Bischofskonferenz.
Schönborn wird zu den Vertrauten des kürzlich gestorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. und seines Nachfolgers Franziskus gezählt. Bei den Papstwahlen 2005 und 2013 wurde er als möglicher Kandidat genannt.
Zu seinen Schwerpunkten zählt die moderne Großstadtseelsorge. Die internationale Drehscheibe Wien nutzt er zu Kontakten mit den Ostkirchen. Schönborn hat am Weltkatechismus mitgearbeitet und war Initiator des Jugendkatechismus "YouCat".