Kardinal Woelki wünscht sich einladende und dienende Kirche

Fokus auf das Reich Gottes

Die Kirche ist in einer tiefen Krise; davor will Kardinal Woelki nicht die Augen verschließen. Doch er warnt in seinem Fastenhirtenbrief "Siehe, ich richte meinen Bund auf mit euch" davor, nur zurück und auf das Negative zu schauen.

Guter Dinge: Kardinal Woelki / © Lehr (Erzbistum Köln)

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ruft alle Katholiken auf, ihre Kirche wieder stärker zu einer einladenden, missionarischen und dienenden Kirche zu machen. In seinem am Wochenende veröffentlichten Fastenhirtenbrief fordert er einen grundlegenden Perspektivwechsel in Kirche und Gesellschaft. Man solle nicht in erster Linie zurück und auf das Negative schauen, sondern nach vorn und auf das, was man selbst beitragen zu einer besseren Zukunft könne.

hier: Fastenhirtenbrief im Wortlaut (pdf)

Zum Beispiel, so Woelki, solle man sich als Teil einer weltweiten und generationenübergreifenden Gemeinschaft der Kirche "angesichts knapperer Ressourcen und einer sich verschärfenden Klimakrise nicht die Frage stellen, wie wir geordnet den Niedergang verwalten". Stattdessen müsse die Frage lauten, "wie wir heute Entscheidungen treffen können, damit auch zukünftig noch Entscheidungen möglich sind".

Wörtlich fragte der Kölner Erzbischof weiter: "Wie lösen wir uns von einem Lebensstil, der auf Kosten der nachfolgenden Generationen Ressourcen ausbeutet und ihnen die Grundlagen für eine lebenswerte Zukunft nimmt? Und wie lösen wir uns auch von Strukturen und Organisationsformen, die schon heute zu viele Ressourcen binden? Wie schaffen wir neue Freiräume, um gestalten zu können, um heute und morgen eine einladende, missionarische und dienende Kirche zu sein?"


Veränderungsprozesse in den Kirchengemeinden

Woelki nannte als weitere Beispiele unter anderem die großen Veränderungsprozesse in den Kirchengemeinden, die vielen Austritte und die Vertrauenskrise der Kirche sowie Not und Leid in der Gesellschaft. Bei all diesen Themen helfe der verklärende oder auch verbitterte Blick zurück auf vermeintlich bessere Zeiten nicht weiter, sondern nur "ein großer Fokus auf das Heute und Morgen".

Was die Zukunft der Kirche angehe, dürfe es nicht in erster Linie um Strukturen und Geld, Organisation und Verwaltung gehen, so Woelki weiter. In dem Zusammenhang berichtete er von einem "Schatzkästchen", in dem etliche Gläubige ihre Wünsche an die Kirche gesammelt hätten.

Dort sei es nicht um Struktur- und Organisationsfragen gegangen. Stattdessen habe er Sätze gefunden wie: "Ich wünsche mir, ... dass wir die Frohe Botschaft lebendig machen, ... dass auch die nächste Generation eine Heimat in der Kirche findet, ... dass wir weniger Fokus auf die Vergangenheit ('früher war alles toll') und mehr Fokus auf das Reich Gottes legen, ... dass unsere Gemeinden lebendig und einladend sind, ... dass wir im Nächsten Christus erkennen."

Rainer Maria Kardinal Woelki

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki steht seit dem 20. September 2014 an der Spitze des Erzbistums Köln. Zuvor war er von 2003 bis 2011 Weihbischof in Köln und dann drei Jahre Erzbischof von Berlin. Im Februar 2012 erhob ihn der damalige Papst Benedikt XVI. in den Kardinalsrang.

Rainer Maria Woelki / © Oliver Berg (dpa)
Rainer Maria Woelki / © Oliver Berg ( dpa )
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