Kardinalsrat der Vatikanbank trifft sich zu Beratungen

Keine Einmischung in laufende Geschäfte

Der Vatikan ist nicht nur der kleinste Staat der Welt. Er hat auch die einzige Bank, die keine Kredite gibt und doch Gewinne macht. Der Kardinalsrat der Vatikanbank IOR hat wieder einmal getagt, verlautbart wurde nichts.

Der Hauptsitz des Istituto per le Opere di Religione (IOR), der Vatikanbank, am 6. Mai 2018 im Vatikan. / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Der Hauptsitz des Istituto per le Opere di Religione (IOR), der Vatikanbank, am 6. Mai 2018 im Vatikan. / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( (Link ist extern)KNA )

Ohne Mitteilung an die Öffentlichkeit hat in dieser Woche im Vatikan der Kardinalsrat getagt, der die Richtlinien für die Vatikanbank IOR vorgibt. Wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) aus dem Umfeld der Bank erfuhr, nahmen vier der fünf Mitglieder in Präsenz an dem Treffen teil, der italienische Kardinal Giuseppe Petrocchi wurde per Online-Video zugeschaltet. Den Vorsitz hatte der Wiener Kardinal Christoph Schönborn.

Kardinal Christoph Schönborn (Archivbild) / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Christoph Schönborn (Archivbild) / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( (Link ist extern)KNA )

Dem Vernehmen nach berichtete der Aufsichtsratsvorsitzende der Bank, der französische Finanzfachmann Jean-Baptiste Douville de Franssu, den Kardinälen über die derzeitige Entwicklung der Geschäfte. Er leitet den Aufsichtsrat des Geldinstituts bereits seit Juli 2014 und hat damit die im Statut der Bank festgeschriebene Obergrenze von zehn Jahren bereits überschritten.

Verlässliche Einnahmequelle

Beobachter rechnen dennoch mit einer befristeten Verlängerung seiner Amtsdauer, da der Papst offenbar mit de Franssus Arbeit zufrieden ist. Das IOR hat unter dessen Aufsicht verlässlich eine jährliche zweistellige Millionendividende an den Papst abgeführt. Ohne diese Einnahmequelle wäre der Vatikan vermutlich nicht überlebensfähig.

Anders als der Aufsichtsrat mischt sich der fünfköpfige Kardinalsrat nicht in die laufenden Geschäfte der Bank ein, sondern gibt nur grobe Leitlinien vor. Neben Schönborn und Petrocchi gehören die Kardinäle Konrad Krajewski, Paul Tscherrig und Luis Tagle dem exklusiven Gremium an. Es trifft sich drei bis vier Mal im Jahr. Im Umfeld der Sommersitzung wird in der Regel der Geschäftsbericht der Bank für das Vorjahr vorgelegt.

Vatikanbank

Als "Vatikanbank" wird landläufig das "Institut für die religiösen Werke" (Istituto per le Opere di Religione, IOR) bezeichnet. Das IOR ist jedoch nur im eingeschränkten Sinne eine Bank. Einige bankentypische Dienstleistungen wie die Vergabe von Krediten bietet es nicht an. Hauptzweck des 1942 gegründeten Instituts ist laut Statuten die Verwaltung von Kapital, dessen Erträge "für Werke der Kirche und für christliche Wohltätigkeit in allen Teilen der Welt bestimmt sind".

Hauptsitz der Vatikanbank  / © Romano Siciliani (KNA)