Vatikanbank macht Millionenverlust in Ungarn

Bank werde mittlerweile extern kontrolliert

Nicht nur das vatikanische Staatssekretariat hat Millionensummen bei Anlagespekulationen in den Sand gesetzt. Auch die Vatikanbank IOR hat bei einem undurchsichtigen Immobiliengeschäft viel Geld verloren - in Budapest.

Autor/in:
Ludwig Ring-Eifel
Symbolbild Kirche und Geld / © Julia Steinbrecht (KNA)

Die Vatikanbank IOR hat Verluste in zweistelliger Millionenhöhe bei einer fehlgeschlagenen Immobilieninvestition in Ungarn gemacht. Ein entsprechender Bericht der FAZ vom 10. Februar entspricht nach Informationen des CIC in wesentlichen Teilen der Wahrheit. Eine mit der Sache vertraute Person erklärte dazu, der Vorfall zeige, wie anfällig das IOR früher für Manipulationen und Missmanagement gewesen sei. Seitdem die Bank extern unter anderem von der europäischen Überwachungsinstanz "Moneyval" kontrolliert werde und zudem neue interne Kontrollinstanzen eingezogen habe, seien vergleichbare Vorgänge heute nicht mehr möglich.

Die grundlegenden Reformen der einst skandalumwitterten Bank des Papstes hatte bereits Benedikt XVI. (2005-2013) eingeleitet. Papst Franziskus trieb sie mit dem im Juli 2014 ernannten Bankchef Jean-Baptiste Douville de Franssu (61) weiter voran. Seither gilt sie in Italien und im internationalen Geldverkehr wieder als seriöser Partner.

Verlockende Rendite und herbe Verluste

Die Millionen-Verluste, über die jetzt die FAZ berichtete, reichen zurück in die Zeit vor dem Kurswechsel beim IOR. Anfang der 2010er Jahre hatte das damals in seiner Reputation angeschlagene Institut zusammen mit einem italienischen Pensionsfonds indirekte Beteiligungen am früheren Gebäude der Budapester Börse erworben. Für den Fall eines späteren Verkaufs lockte eine zweistelligen Rendite.

Das Schmuckstück im Zentrum der ungarischen Hauptstadt wurde jedoch nicht, wie von den Maklern und Entwicklern versprochen, zu einer wertvollen Immobilie umgebaut, sondern steht weiterhin leer. Die von der Vatikanbank in das Objekt investierten 17 Millionen Euro wurden laut FAZ von Gebühren und Kreditzinsen des Investitionsfonds aufgebraucht. Mittlerweile sei das 50.000-Quadratmeter-Gebäude weiterverkauft worden, ohne dass die ursprünglichen Investoren am Erlös beteiligt wurden.

Klagen noch anhängig

Die Vatikanbank hatte das Vorgehen des Immobilienentwicklers als betrügerisch gewertet und ursprünglich zugesagte weitere Geldzuflüsse in Höhe von 24 Millionen Euro nicht mehr bewilligt. Ein Gericht in Budapest gab dem IOR zunächst recht, vor anderen europäischen Instanzen stehen die Urteile noch aus. Weil der Investmentfonds, über den das IOR sein Geld angelegt hatte, auf Malta registriert ist, wurde auch der Inselstaat im Mittelmeer Schauplatz eines Verfahrens.

Unklar ist nun, ob und wie die vatikanische Justiz mit dem Vorgang umgehen wird. Eine im Prinzip ähnliche, aber im Umfang sehr viel größere Fehlinvestition des vatikanischen Staatssekretariats in eine Londoner Immobilie im Zeitraum 2014 bis 2018 führte zu dreistelligen Millionenverlusten - und zu einem Strafprozess vor dem Vatikan-Gericht.

Dabei wurde im Dezember 2023 mit Angelo Becciu erstmals ein Kurienkardinal wegen Betrugs und Unterschlagung zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, die er bis heute nicht angetreten hat. Auch die italienischen Immobilienvermittler beim Londoner Deal wurden verurteilt, sind jedoch weiterhin auf freiem Fuß, die Berufungsverfahren laufen noch. Sollte die Vatikan-Justiz nun im Budapester Fall die damals beim IOR Verantwortlichen und ihre weltlichen Geschäftspartner vor Gericht bringen, könnten neue spannende Details aus der nebulösen Vorzeit der Vatikanbank ans Tageslicht kommen.

Vatikanbank

Als "Vatikanbank" wird landläufig das "Institut für die religiösen Werke" (Istituto per le Opere di Religione, IOR) bezeichnet. Das IOR ist jedoch nur im eingeschränkten Sinne eine Bank. Einige bankentypische Dienstleistungen wie die Vergabe von Krediten bietet es nicht an. Hauptzweck des 1942 gegründeten Instituts ist laut Statuten die Verwaltung von Kapital, dessen Erträge "für Werke der Kirche und für christliche Wohltätigkeit in allen Teilen der Welt bestimmt sind".

Hauptsitz der Vatikanbank  / © Romano Siciliani (KNA)