DOMRADIO.DE: Wie geht es dem Papst, was weiß man?

Gudrun Sailer (Vatikan-Journalistin bei Vatican News): Papst Franziskus ist ja im Krankenhaus mit einer Atemweginfektion. Und dass es ihm dort besser geht als zu Hause, ist klar. Er hat sich nicht geschont im Vatikan. Wir haben das schon seit längerer Zeit gesehen und uns stillschweigend bei uns gedacht: Die Audienz oder den Termin hätte er wohl besser abgesagt. Und in der Klinik ist er "unter Kontrolle". Er wird daran erinnert, dass er sich schonen muss und kann auch keinen Gästen sagen: "Kommt trotzdem vorbei."
DOMRADIO.DE: Die Ärzte sagen, er leide an einer "polymikrobiellen Infektion der Atemwege" – muss man sich Sorgen machen?
Sailer: Aus den Mitteilungen, die der Vatikan schickt, geht hervor, dass das klinische Bild komplexer ist als ursprünglich gedacht. Genau deswegen geht man ins Krankenhaus und lässt sich dort gründlich durchchecken. Es ist jetzt klar, dass der Papst bis einschließlich Sonntag alle Termine absagt. Wie lange er in der Klinik bleibt, steht noch nicht fest.

DOMRADIO.DE: Wie reagieren die Menschen in Rom? Gehen sie zu seiner Klinik, stellen sie Kerzen auf?
Sailer: Wie immer, wenn der Papst krank ist, nehmen die Menschen Anteil. Im Vorhof der Klinik stehen viele und beten oder sind da einfach. Und der Papst hat auch jetzt Briefe und Kinderzeichnungen ausgehändigt bekommen. Wir erhalten übrigens auch viel Post per Mail aus den Ländern deutscher Sprache mit Genesungswünschen an Franziskus. In Italien ist die Papstgesundheit ein Riesenthema. Also, man denkt an den alten Papst und man wünscht ihm, dass er bald wieder auf die Beine kommt.
DOMRADIO.DE: Wenn ein Papst länger krank ist, gibt es dann einen Stellvertreter? Wie ist das geregelt?
Sailer: Klar geregelt ist es nicht, wie die Dinge im Vatikan laufen, wenn der Papst lange krank ist. Bei früheren Päpsten haben die Privatsekretäre damals viel geregelt, allerdings informell, etwa Stanisław Dziwisz für Johannes Paul II. und später Erzbischof Gänswein für Papst Benedikt - auch wenn der nicht so lange krank war wie seinerzeit Johannes Paul II..
Franziskus will dieses Modell des informell mächtigen Privatsekretärs nicht. Seine Privatsekretäre sind unbekannt. Es gibt sie, aber man kennt sie nicht, weil der Papst das nicht möchte. Aber man muss auch sagen: Einstweilen ist Papst Franziskus ja nicht lange krank. Er regiert selber; alles, was wichtig ist und was nicht warten kann, das erledigt er tatsächlich von der Klinik aus. Aber das sind wirklich nur die wichtigsten Dinge.
DOMRADIO.DE: Der gebürtige Argentinier ist mit seinen 88 Jahren inzwischen der zweitälteste Papst der Geschichte, hat er schon mal das Thema Rücktritt selbst thematisiert, weil das nach Benedikt XVI. nun auch eine Option ist?
Sailer: Papst Franziskus hat schon oft über das Thema "Papst und Rücktritt" gesprochen. Als der emeritierte Papst Benedikt noch am Leben war, hat Franziskus am Anfang seines Pontifikats mehrfach den Mut und den Weitblick seines Vorgängers Benedikt gewürdigt und gesagt, er kann sich vorstellen, dass der emeritierte Papst in der Kirche so normal wird wie der emeritierte Bischof, den es ja auch erst seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil gibt, also seit den 1960er Jahren.
Recht häufig hat Franziskus aber dann auch Spekulationen zurückgewiesen, wonach er selber die Absicht habe, zurückzutreten: "Ich denke nicht daran, zurückzutreten", das hat er gesagt. Und das ist auch genau das, was wir sehen: Franziskus lässt nicht locker. Er sitzt im Rollstuhl wegen seiner Knie. Er hat immer wieder Probleme mit "Bauchgeschichten", er hat eine akute Atemweginfektion. Aber davon will er sich nicht unterkriegen lassen. Geistig, mit dem Kopf, ist er ja auch komplett da. Und wie er einmal gesagt hat: "Regiert wird mit dem Kopf, nicht mit dem Knie."
Die Fragen stellte Ina Rottscheidt.