Karnevalspräsident hält trotz Krisen am Sessionsstart fest

Zuversicht, Hoffnung und Beistand geben

Bei der Sessionseröffnung des Kölner Karnevals am 11.11. werden in der Domstadt viele "Jecke" erwartet. Trotz der Krisen in der Welt soll auch gefeiert werden, so der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, Christoph Kuckelkorn.

Karnevalisten am Kölner Dom / © Christian Mueller (shutterstock)
Karnevalisten am Kölner Dom / © Christian Mueller ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Was erwarten Sie sich vom 11.11.? 

Christoph Kuckelkorn / © Maria Schulz (privat)
Christoph Kuckelkorn / © Maria Schulz ( privat )

Christoph Kuckelkorn (Präsident des Festkomitees Kölner Karneval und Bestatter): Wenn das Wetter mitspielt, wird die Stadt wahrscheinlich zu klein. Es werden viele Menschen nach Köln kommen, um mit uns gemeinsam den Auftakt zu einer neuen Session feiern.

Darüber freuen wir uns sehr, denn die Kölner sind gerne Gastgeber. Wir feiern gerade auch nach den letzten beiden Jahren, wo alles nicht so richtig ging, total gerne miteinander.

DOMRADIO.DE: Sie stehen als Präsident traditionell am Heumarkt auf der Bühne, werden das Dreigestirn gemeinsam mit Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker vorstellen. Worauf freuen Sie sich am meisten?

Kuckelkorn: Ich freue mich auf diese wahnsinnige Energie. Man bereitet sich ein ganzes Jahr vor und freut sich, dass es endlich losgeht. Dann ist es soweit. Es gibt den Countdown, wir stehen um 11.11 Uhr auf der Bühne. Das ist schon ein großer Moment.

Christoph Kuckelkorn

"Dann wird man einfach übermannt von der ganzen Freude und von der Energie der Menschen."

Dann wird man einfach übermannt von der ganzen Freude und von der Energie der Menschen. Dann stürzen wir uns ins Getümmel. Von da aus geht es mit dem Dreigestirn durch viele Stationen in der Stadt, das dann schon die ersten Veranstaltungen besucht. Ich glaube, das sind 15 an der Zahl. Dieser Tag ist schon ein tolles Erlebnis.

DOMRADIO.DE: Karneval ist nicht immer nur Organisation in Reih und Glied. Wo merken Sie persönlich auch im Hintergrund "dieses Theater“, dieses "Jeckespiel“ - wie es auch so schön im Motto heißt: "Wat e Theater – wat e Jeckespill"?

Kuckelkorn: An dem Tag beginnt auch der Straßenkarneval. Das sind natürlich ganz viele Bereiche, die gar nicht zu organisieren sind, wo es keinen Veranstalter gibt, wo sich einfach Menschen treffen, die Spaß miteinander haben.

Christoph Kuckelkorn

"Aber es gibt auch richtige Ballungsgebiete (...) und da wird es jedes Jahr ein bisschen kritisch, da muss man gut auf die Sicherheit aufpassen."

Das ist im normalen Umfeld, auf den Plätzen dieser Stadt eigentlich überhaupt kein Problem.

Aber es gibt auch richtige Ballungsgebiete, dort wo zehntausende Menschen zusammenkommen. Da wird es jedes Jahr ein bisschen kritisch, da muss man gut auf die Sicherheit aufpassen. Da muss auch die Infrastruktur angepasst werden, damit keiner zu Schaden kommt.

DOMRADIO.DE: Vielen Menschen ist dieses Jahr aufgrund der vielen Krisen in der Welt vielleicht nicht nach Feiern zumute. Wie gehen Sie damit um?

Alaaf-Schild in Köln am Rhein / © Johannes Schröer (DR)
Alaaf-Schild in Köln am Rhein / © Johannes Schröer ( DR )

Kuckelkorn: Wir sind natürlich auch sehr betroffen. Wir haben damals im Karneval zu Beginn des Konflikts in der Ukraine auch ein deutliches Zeichen gesetzt. Der Krieg begann ja in der Karnevalswoche. Da mussten wir ganz schnell reagieren.

Jetzt sind wir ein wenig vorbereitet. Uns nimmt natürlich die Situation in der Welt auch sehr mit. Wir sind total entsetzt. Die Bilder dieses barbarischen Überfalls in Israel sind noch im Kopf. Aber trotzdem müssen wir gucken, dass das Leben weiter geht.

Wir müssen vor allen Dingen aufpassen, dass wir in Köln eng bei unseren jüdischen Mitbürgern sind und sie mit in unsere Mitte holen. Wir müssen sie in allen Bereichen mitnehmen, ihnen Hoffnung geben, ihnen Zuversicht geben, ihnen Beistand geben. Das können wir auch im Karneval.

DOMRADIO.DE: Was ist Ihr ganz persönlicher Wunsch für diese Session? Was müsste passieren, dass es für Sie die perfekte Karnevalssession wird?

Kuckelkorn: Wenn wir bis es im Januar wirklich mit dem Karneval losgeht, an den beiden großen Brennpunkten in der Welt in eine friedliche, stabile Situation kommen würden, wäre das ein Wunsch, den jeder hier teilen kann. Das wäre das Allergrößte. 

Christoph Kuckelkorn

"Wenn wir es bis dahin aber schaffen, dass wir hier in unserer Stadtgesellschaft ein gutes Miteinander haben und achtsam miteinander umgehen, uns gegenseitig achten, um dann auch gemeinsam zu feiern, dann ist das auf jeden Fall ein guter Zwischenschritt."

Wenn wir es bis dahin aber schaffen, dass wir in unserer Stadtgesellschaft ein gutes Miteinander haben und achtsam miteinander umgehen, uns gegenseitig achten, um dann auch gemeinsam zu feiern, dann ist das auf jeden Fall ein guter Zwischenschritt.

Das Interview führte Tim Helssen. 

Christoph Kuckelkorn

Sein Geschäft ist der Tod und das schon in der fünften Generation! Christoph Kuckelkorn ist Bestatter mit Leib und Seele und einer der wenigen die Thanatopraxie (einen Verstorbenen ästhetisch und hygienisch herzurichten)perfekt beherrschen. Er versteht seinen Beruf als Berufung und sucht nach neuen Formen der Trauerbewältigung.

Bei der Tsunami-Katastrophe in Südostasien war Christoph Kuckelkorn mit Deathcare, einer Hilfsorganisation deutscher Bestatter vor Ort um die Opfer der Naturkatastrophe vor schneller Verwesung zu schützen.

Christoph Kuckelkorn und seine Frau Katia / © Oliver Berg (dpa)
Christoph Kuckelkorn und seine Frau Katia / © Oliver Berg ( dpa )
Quelle:
DR