Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat mit Blick auf den anstehenden Wahlkampf vor einer zunehmenden Diskriminierung von Migranten gewarnt. Es sei zum Beispiel sachlich falsch und politisch nicht zielführend, Menschen mit Einwanderungsgeschichte für existierende und teils gravierende Probleme auf dem Wohnungsmarkt, in den Universitäten, Krankenhäusern und Arztpraxen verantwortlich zu machen, erklärte das höchste repräsentative Gremium des Laien-Katholizismus in Deutschland am Freitag in Berlin. Die Mitglieder verabschiedeten bei ihrer Vollversammlung einen entsprechenden Antrag.
"Wir verkennen nicht, dass Migration viele Kommunen vor große sozialpolitische Herausforderungen stellt", heißt es in dem Antrag. Notwendig seien differenzierte und wirksame Konzepte im Umgang mit Erwerbsmigration, Fluchtmigration und Extremismusbekämpfung. Es sei unredlich, wenn Migration als Ursache für Missstände "vorgeschoben" werde, anstatt in soziale Infrastruktur zu investieren.
Geregelte Verfahren
Eine Europäische Union, in der Geflüchtete kein Schutzgesuch mehr stellen könnten, wäre ein entsolidarisierter Ort, hieß es. Wenn ein Leben in Frieden und Freiheit etwa durch Kriege, Vertreibung und terroristische Angriffe nicht mehr im angestammten Land möglich sei, hätten diese Menschen das Recht, zu fliehen und in geregelten Verfahren ihren Anspruch auf Schutz geltend zu machen.
ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp rief dazu auf, sich verstärkt in Verbänden oder demokratischen Parteien zu engagieren. Die Ergebnisse der vergangenen Landtagswahlen hätten gezeigt, dass auch in Deutschland Populisten klar im Aufwind seien.
Schwindende Solidarität
Vor dem Hintergrund stelle sich nicht nur die Frage nach Ängsten und Befürchtungen. Es zeige sich auch, dass Menschen erlebten, dass Solidarität und Zusammenhalt in der Gesellschaft schwächer würden. Auch schwinde das Vertrauen in die Politik, so Stetter-Karp. Derzeit habe die Politik keine Antwort auf Verunsicherungen gefunden. Christen seien aufgefordert, ihre Ressourcen zu nutzen und sich mutvoll in gesellschaftliche Debatten einzubringen.
Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse warnte unterdessen vor einer Überzeichnung von Problemen "ins Apokalyptische hinein". Es gebe eine Menge Probleme und riesige Herausforderungen. Eine Überdramatisierung sei aber kontraproduktiv. Christen müssten es schaffen, gegen eine solche "Verfinsterungsstimmung" anzugehen und "Überwindungsräume" für Ängste zu schaffen. Der SPD-Politiker ist Katholik und gehörte dem ZdK selbst viele Jahre an.