Katholikenkomitee will Motor für rasche Kirchenreformen sein

Aufbruchssignale aus Stuttgart

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken will "treibende Kraft" für Reformen in der Kirche sein und dabei auch für mehr Tempo sorgen. Kurz vor Beginn des Katholikentages in Stuttgart schärft der Verband sein Profil.

Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, spricht während der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) (KNA)
Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, spricht während der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) / ( KNA )

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) dringt auf rasche Reformen in der Kirche. Dafür will das höchste repräsentative Gremium der katholischen Laien in Deutschland "Ideenschmiede und Motor" sein, wie Vizepräsident Thomas Söding am Dienstag bei der ZdK-Vollversammlung in Stuttgart ankündigte.

Präsidentin Irme Stetter-Karp ergänzte, eine große Mehrheit der Katholiken in Deutschland befürworte grundlegende Änderungen in der Kirche. Das vom ZdK mitorganisierte Reformprojekt Synodaler Weg werde zwar von vielen "totgesagt, aber es lebt", sagte Söding: "Die katholische Kirche kann sich bewegen. Zumindest kann sie es sich vornehmen, sich zu bewegen."

Weitere Themen am ersten Tag der Vollversammlung waren die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Kirche, die Folgen der Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine.

Allein werde Kirche die Missbrauchsaufarbeitung nicht schaffen können, zeigte sich ZdK-Präsidentin Stetter-Karp überzeugt. "Deshalb bin ich dankbar für das Positionspapier des jüngst ausgeschiedenen Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, in dem er die notwendige Unterstützung durch gesetzlich normierte staatliche Strukturen mit uns einfordert." Am Mittwoch wird Rörigs Nachfolgerin Kerstin Claus Gast bei der Vollversammlung sein.

Nach einer engagierten Aussprache über die Folgen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche verabschiedeten die Teilnehmenden am frühen Abend einen Antrag zu dem Thema. Dieser spricht sich für mehr Investitionen in frühkindliche Bildung und Betreuung, Angebote der Jugendarbeit und in das breite Spektrum der sozialen Arbeit in der Kinder und Jugendhilfe aus. Außerdem fordert er eine bessere Unterstützung von Familien, die durch die Corona-Krise besonders betroffen sind.

Enormer Verlust an Vertrauen und Glaubwürdigkeit

Große Sorge äußerte ZdK-Präsidentin Stetter-Karp angesichts des Krieges in der Ukraine. "Schon jetzt zeigen sich weltweit erhebliche Konsequenzen, zum Beispiel für die Ernährungssicherheit", sagte sie. Das zeige sich etwa bei vielen Ländern im mittleren und südlichen Afrika, die ihren Bedarf an Getreide aus der Ukraine und Russland deckten. Stetter-Karp mahnte zugleich: "Unsere besondere Solidarität muss unverändert den Flüchtenden aus der Ukraine gelten."

In einem Grußwort ging Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) auf die Krise der Kirchen ein. Der enorme Verlust an Vertrauen und Glaubwürdigkeit "schmerzt mich als Katholik und als Politiker", sagte Kretschmann, der selbst lange Jahre dem ZdK angehörte: "Ohne starke Kirchen würde unsere Gesellschaft sehr viel schwächer." Beispielhaft verwies er auf den sozialen Einsatz für die Menschen am Rand und ihr Engagement für die Bewahrung der Schöpfung.

Am Mittwoch beginnt unmittelbar nach dem Ende der Vollversammlung der Katholikentag in Stuttgart. Das ZdK ist Veranstalter des bis Sonntag andauernden Treffens, zu dem nach aktuellem Stand bis zu 30.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet werden.

Reformgruppen fordern Gesprächsbereitschaft beim Katholikentag

Katholische Reformgruppen erwarten beim Katholikentag in Stuttgart Ende Mai Gesprächsbereitschaft und Signale für Erneuerungen. "Was fehlt, sind Taten. Es muss sich endlich was tun, und zwar sichtbar. Und das werden wir in Stuttgart laut einfordern", sagte Mechthild Exner-Herforth von der Initiative Maria 2.0 am Freitag bei einer Pressekonferenz.

Viele Themen der Reformgruppen seien im Programm des Katholikentags zwar angerissen, sagte Klaus Kempter von der Aktionsgemeinschaft Rottenburg. "Aber nicht so markant und so speziell, wie wir das gerne hätten."

Flyer und Kugelschreiber des 102. Deutschen Katholikentags in Stuttgart / © Gerhard Baeuerle (epd)
Flyer und Kugelschreiber des 102. Deutschen Katholikentags in Stuttgart / © Gerhard Baeuerle ( epd )

 

 

Quelle:
KNA