Kabarett aus Dortmund, Musik aus Berlin und ein gut aufgelegtes Moderatorenpaar aus Leipzig und Köln - mit einem bunten Vorprogramm für Jung und Alt hat am Mittwochabend in Erfurt der Katholikentag begonnen. Unter den rund 6.000 Gästen auf dem Domplatz sind auch Regina (62) und Manfred (63) aus Bad Oldesloe in Schleswig-Holstein. Sie besuchen in Erfurt ihren zweiten Katholikentag - unter anderem, um dort selber biblische Geschichten für große und kleine Zuhörer neu zu erzählen. Mit Blick auf die zu erwartenden Wetterkapriolen sind sie ganz entspannt: "Wer aus dem Herzen glaubt, der steht auch bei Regen hier."
Der Erfurter Markus besucht die Eröffnungsfeier mit seiner Frau und dem 5-jährigen Sohn. Für die Familie ist es der erste Katholikentag.
"Ich mag die Gemeinschaft und freue mich darauf, mit vielen ins Gespräch zu kommen", sagt er. Er hoffe, dass von dem mehrtägigen Fest Impulse für Veränderung in der Kirche ausgehen. "Zum Beispiel sich auch für queere Menschen und Transpersonen zu öffnen", sagt der Katholik.
Musik und Wohlfühlatmosphäre
Zum Abend der Begegnung schallt aus vielen Kirchen, Gassen und Plätzen in Erfurt Musik - in der Reglerkirche werden Pilgerlieder gesungen, ein paar Straßen weiter afrikanische Rhythmen getrommelt.
Im Innenhof der Barfüßerkirche spielen Saxofonisten auf und die rund 100 Zuhörer swingen mit. Hier hören auch Walter und Monika aus Emsdetten zu, die extra angereist und bei einer Erfurterin untergekommen sind. "Auch wenn man fremd ist, ist hier eine Atmosphäre zum Wohlfühlen", sagt der 77-Jährige.
Als später der Regen einsetzt, treibt er die Besucher der Innenstadtkirche nach drinnen: Hier gibt die Familienprojektband der Innenstadtpfarrei ein Mitsingkonzert. "Wagt euch zu den Ufern", heißt es da - und "Atem des Lebens, wehe in uns". Jungen und Mädchen verwandeln sich beim Kinderschminken in bunte Schmetterlinge und Jugendliche hinterlassen ihre Zukunftsträume an einer großen Fensterfront. "Friede", "kein Krieg" und eine "tolerante Welt, in der jeder angenommen wird, wie er ist", steht da.
Evelyn und Michael aus Erfurt lassen sich rund um ihren 40. Hochzeitstag Anregungen für ihre Ehe geben. Bei Sekt und O-Saft freuen sie sich über die vielfältigen Angebote - und darüber, dass die Erfurter Gemeinden die Katholikentagsbesucher so offen in Empfang nehmen.
Bundespräsident besucht Pfadfinder
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sitzt, als der Wolkenbruch einsetzt, bereits sicher in einer Jurte der katholischen Pfadfinder.
Zuvor hat er bereits mit ihnen am Lagerfeuer gesungen: "Flinke Hände, flinke Füße, wache Augen, weites Herz" - und dazu entsprechende Gesten geformt. Es war eine Station auf seinem Rundgang über die Kirchenmeile. Auch ein kurzer meditativer Stopp in der Predigerkirche gehörte dazu. Dort lauschte Steinmeier den hebräischen Liedern eines Gitarrenspielers.
Wer nicht das Glück hatte, vor dem Regen in ein Zelt oder eine Kirche fliehen zu können, funktionierte den beliebten Katholikentagsschal kurzerhand zum Regenhut um. Dieses Jahr ist er dunkel-violett und zeigt in oranger Schrift das Katholikentagsmotto "Zukunft hat der Mensch des Friedens".