Mit einem Gottesdienst unter freiem Himmel zum Fest Fronleichnam ist der Katholikentag in Erfurt fortgesetzt worden. Der gastgebende Bischof Ulrich Neymeyr predigte am Donnerstagvormittag zusammen mit der Sprachwissenschaftlerin Ulrike Lynn über das biblische Motto des Treffens "Zukunft hat der Mensch des Friedens".
Christen dürften sich nicht entmutigen lassen in ihrem Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden - "auch wenn wir damit auf Ablehnung stoßen", sagte Neymeyr bei regnerischem Wetter auf dem Domplatz. An dem ökumenischen Gottesdienst nahmen laut Veranstalter 6.000 Menschen teil.
Auch der Magdeburger Bischof Gerhard Feige wandte sich gegen die Vorstellung, Kirche dürfe sich nicht in die Politik einmischen. In seinem Predigttext zur katholischen Fronleichnamsfeier am Abend erinnerte er an die Zeit des Nationalsozialismus und Kommunismus, in der der Glaube ins Private zurückgedrängt wurde: "Das Christentum sollte höchstens noch auf Gottesdienst und Sakristei beschränkt sein oder als private Gefühlsangelegenheit im stillen Kämmerlein dahinvegetieren dürfen."
"Kirchen dürfen nicht schweigen"
Auch heute versuchten manche Gruppierungen wieder, Religion ins Abseits zu drängen, sagte Feige. Unter Verweis auf die Neutralität des Staates und den weltanschaulichen Pluralismus werde die Kirche aufgefordert, sich auf ihre Kernkompetenz zu konzentrieren und lediglich die religiösen Bedürfnisse ihrer Mitglieder zu erfüllen.
Feige hielt dagegen: "Wenn es grundsätzlich und konkret um die Würde und Freiheit eines jeden Menschen geht, die Achtung der Menschenrechte und das Gemeinwohl, den Frieden und die Bewahrung der Schöpfung, können und dürfen wir als Kirchen nicht schweigen."