Katholische Kirche steht zu Schul-Trägerschaft

"Raum zur Begegnung mit Gott"

Die katholische Kirche bekennt sich zu ihrem Engagement als Träger freier Schulen. Schulbischof Hans-Josef Becker und der Bischofskonferenz-Vorsitzende Reinhard Kardinal Marx äußerten sich beim Bundeskongress katholischer Schulen.

Sonntags in der Schule / © Marijan Murat (dpa)
Sonntags in der Schule / © Marijan Murat ( dpa )

Der Kirche gehe es um Erziehung und Bildung um des Menschen willen. Bildung dürfe nicht funktionalistisch verengt werden, so Erzbischof Hans-Josef Becker, der bei der Deutschen Bischofskonferenz für Erziehungsfragen zuständig ist. In Deutschland unterrichten derzeit rund 32.000 Lehrer an mehr als 900 Schulen etwa 360.000 Jungen und Mädchen. Ende April hatte die Bischofskonferenz ein Papier zum Selbstverständnis und Auftrag der Einrichtungen verabschiedet. Darin stellen sich die Bischöfe die Fragen, wofür es im 21. Jahrhundert in Deutschland katholische Schulen brauche und welchen Dienst sie leisten könnten.

Die Kirche bekennt sich zur religiösen Dimension der Erziehung und Bildung. Katholische Schulen wollten die existenziellen Fragen des Lebens nicht aus dem Tagesgeschäft ausklammern, sondern zur Auseinandersetzung mit ihnen anregen. Dabei gehe es auch um "Raum zur Begegnung mit Gott". In Zusammenhang damit stehen demnach auch die ethische Reflexion und die Erziehung zu verantwortlicher Weltgestaltung sowie der Einsatz für Teilhabe und soziale Gerechtigkeit. Notwendig sei zudem "Dialogorientierung".

Marx: Christlicher Glaube ohne Bildung unmöglich

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat katholische Schulen als "Kernstück kirchlichen Lebens" bezeichnet. Christlicher Glaube ohne Bildung sei unmöglich, sagte Marx in Stuttgart. Marx betonte, katholische Schulen sollten Leuchttürme sein. Schüler, Eltern und Lehrer müssten spüren können, dass es gut sei, Christ zu sein. Das Bildungsprogramm der Einrichtungen ist für Marx die Gestalt Jesu. Dabei gehe es um dessen ganze Person und nicht nur "um einige Sätzchen".

Jesus sei ein großer Lehrer gewesen, er habe stundenlang gelehrt - in einer positiven Pädagogik. "Diese positive Pädagogik muss die Pädagogik der Katholischen Schulen sein", so Kardinal Marx. Weiter betonte der Kardinal, Vernunft gehöre ins Zentrum von Erziehung und Bildung. Vernunft brauche den Glauben und der Glauben Vernunft. "Vereinfachung" hat für Marx dagegen keine Zukunft. Kinder müssten dazu erzogen werden, auch bei Unübersichtlichkeiten "einen klaren Kopf zu behalten".

"Katholische Schulen sind Orte der Zukunft der Welt", hob Kardinal Marx hervor. So müsse man gemeinsam überlegen, wie Willkommensklassen gebildet und Menschen integriert werden könnten - auch wenn sie einer anderen Religion angehören.

Kardinal Marx ging nicht gerne zur Schule

Marx warb dafür, Schulen als gesamtgesellschaftliche Lebens- und Lernort zu verstehen. Vor Ort sei eine Vernetzung der Schulen mit dem Umfeld wichtig. Mehr Beteiligung sei auch beim Bau von Schulen sinnvoll. Der Kardinal sprach sich auch dagegen aus, nicht zu sehr auf Gymnasien zu setzen. Die katholische Kirche dürfe nicht nur für bestimmte Schichten und Gruppen da sein. Marx stellte auch die Frage, ob es richtig gewesen sei, die Verkürzung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre mitzutragen.

Mit Blick auf die steigende Zahl von Ganztagsschulen gestand Marx über seine eigene Kindheit: "Ich war froh, als die Schule zu Ende war. Und was du nicht willst, was man dir tut, das füg' auch keinem anderen zu." Aber er wolle die Diskussion über längere Schulöffnungen nicht eröffnen. Der Kardinal fand nach eigenem Bekunden früher auch "immer komisch, dass nach 45 Minuten ein Gong ertönte".


Quelle:
KNA , DBK , DR