Das sagte Neymeyr dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland". Die Erklärung "Eintreten für die Demokratie" deutlich vor der Landtagswahl sei keine Wahlempfehlung gewesen.
Darin hatte sich die Kirche klar gegen die AfD gestellt, etwa indem sie kirchliche Ämter und Ämter in der AfD für unvereinbar erklärten. Neymeyr sagte dazu in dem Interview: "Wir Bischöfe haben uns bewusst deutlich vor den Wahlen mit der erwähnten Erklärung zu Wort gemeldet, um nicht mitten im Wahlkampf mit Wahlempfehlungen zu kommen."
Gefahr für demokratische Prozesse und Institutionen
Es sei der katholischen Kirche aber ein Anliegen, die eigene Position klar zu benennen. Er selbst sehe etwa auch die von vielen befürchtete Gefahr, dass demokratische Prozesse und Institutionen angezweifelt und verächtlich gemacht werden. "Man muss sich für die Demokratie einsetzen", betonte der katholische Geistliche.
So spiele in der Migrationsdebatte auch völkisches Gedankengut eine Rolle. Die Kirche sehe indes "nicht nur das deutsche Volk, sondern Menschen aus allen Sprachen und Nationen". Deutsche hätten "eigentlich eine besondere Verpflichtung, Menschen aufzunehmen, denen zu Hause Gefahr für Leib und Leben droht, weil wir zur Zeit des Nationalsozialismus Millionen zur Flucht gezwungen haben", betonte Neymeyr.
Arbeitspflicht für Migranten tragbar
Darüber hinaus wäre aus Sicht des Bischofs eine Arbeitspflicht für Migranten in Deutschland durchaus tragbar. "Denn Teil der Menschenwürde ist, dass der Mensch sich seinen Lebensunterhalt selbst verdient. Das kann man auch von Geflüchteten erwarten, wenn es ihnen die entsprechenden Rahmenbedingungen ermöglichen." Diese Rahmenbedingungen zu schaffen, sei Aufgabe der Politik.
Gleichzeitig bedauerte Neymeyr, dass in der Migrationsdebatte auch völkisches Gedankengut eine Rolle spiele. Dessen Verbreitung im Wahlkampf warf er vor allem der AfD vor. "Dann heißt es, es gelte, den deutschen Volkskörper zu bewahren. Wir sehen dagegen nicht nur das deutsche Volk, sondern Menschen aus allen Sprachen und Nationen", betonte der Bischof.
Die Parteien im künftigen Landtag rief Neymeyr auf, bei der Regierungsbildung kompromissbereit zu sein. "Ich habe die Hoffnung, dass es den demokratischen Kräften in unserem Land gelingt, nach der Wahl eine arbeitsfähige Mehrheit zu bilden." Bei einer Minderheitsregierung bestehe die Gefahr, dass Entscheidungsprozesse nicht zu Ende geführt werden könnten. "Leider bleiben in dieser Konstellation dann auch Problemlösungen auf der Strecke."