Glaube an Gott spielt im US-Wahlkampf eine wichtige Rolle

Himmlische Hilfe für Donald Trump?

Viele Anhänger Trumps interpretieren dessen Überleben nach dem Attentatsversuch als göttliches Zeichen, Religion spielt im US-Wahlkampf immer eine Rolle. Doch die republikanische Partei selbst ist offenbar nicht "frömmer" geworden.

Die Flagge der Vereinigten Staaten von Amerika und ein weißes Kreuz vor blauem Himmel mit weißen Wolken. / © John Panella (shutterstock)
Die Flagge der Vereinigten Staaten von Amerika und ein weißes Kreuz vor blauem Himmel mit weißen Wolken. / © John Panella ( shutterstock )

Nach Joe Bidens Rückzug vom Präsidentschaftswahlkampf müssen Republikaner ihr Feindbild umbauen. Mehr denn je wird es darauf ankommen, dass sie ihre Leute zusammenhalten und mobilisieren. Bereits beim Parteikonvent Mitte Juli in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin ging es um Einmütigkeit unter Donald Trump.

Weiße evangelikale und protestantische US-Amerikaner stellen seit Jahren den harten Kern der Donald Trump-Wählerschaft: Allerdings hat die Republikanische Partei bei einigen für rechtskonservative Christen wichtigen sozialen Themen ihre scharfe Rhetorik gedrosselt.

Der Auserwählte 

Man ist anscheinend überzeugt, dass der Glauben an Trump viele Wähler bei der Stange halten wird. Dass der frühere Präsident und Präsidentschaftskandidat das versuchte Attentat überlebte, bestärkt sie in der Ansicht, der Politikstar sei der Auserwählte. Am 13. Juli hatte auf einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Pennsylvania eine Kugel Trump gestreift, ein Besucher der Kundgebung starb, zwei weitere wurden verwundet, der Täter wurde von Sicherheitskräften getötet.

Sicherheitsleute umringen den Politiker Donald Trump, nachdem er verletzt worden war. / © Gene J. Puskar/AP/dpa (dpa)
Sicherheitsleute umringen den Politiker Donald Trump, nachdem er verletzt worden war. / © Gene J. Puskar/AP/dpa ( dpa )

Was den republikanischen Nominierungsparteitag prägte, lässt sich als "christlicher Nationalismus" zusammenfassen, die Idee, dass die USA als christliche Nation gegründet wurden und entsprechend regiert werden müssen. Der baptistische Prediger Franklin Graham formulierte es bei seiner Lobeshymne so: Gott allein habe Trump gerettet, und die USA stärker gesegnet als "alle anderen Länder der Welt". Trump werde "Amerika wieder groß machen".

Ausweisung von Millionen

Der 78-jährige Trump änderte seine politische Haltung nach dem Attentat, bei dem er nur knapp überlebte, nicht merklich. In seiner ersten Ansprache nach dem Anschlag bekräftigte er sein Vorhaben, eine beispiellose Ausweisung von Millionen Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus durchzuführen. Die "Illegalen" verübten Verbrechen und kämen aus Gefängnissen und "Irrenanstalten".

"America First" kommt an in der Partei. Trumps Vize J.D. Vance (39) wollte klarstellen: Amerika heiße "Neuankömmlinge in unserer amerikanischen Familie" willkommen. Doch diese müssten "zu unseren Bedingungen kommen".

Katholik an Trumps Seite 

Vance ist das junge Gesicht der Republikanischen Partei: Kindheit in bescheidenen Verhältnissen, Militärdienst, Studium an der Top-Universität Yale, freimarktwirtschaftlich orientiert, erfolgreich in der Finanzindustrie, empört über alles woke. 2022 wurde Vance in Ohio zum Senator gewählt, mit Großspenden vom Silicon-Valley-Unternehmen und Trump-Fan Peter Thiel. Vance ist 2019 in der römisch-katholischen Kirche getauft worden. Er wäre der zweite Katholik als Vizepräsident nach Joe Biden, der Vize unter Barack Obama war.

J.D. Vance, designierter Vize-Präsident der Republikaner, am 8. Februar 2024 bei einem katholischen Gebets-Frühstück in Washington D.C. (USA). / © Leslie E. Kossoff/OSV News (KNA)
J.D. Vance, designierter Vize-Präsident der Republikaner, am 8. Februar 2024 bei einem katholischen Gebets-Frühstück in Washington D.C. (USA). / © Leslie E. Kossoff/OSV News ( KNA )

Vance spricht viel über seine spirituelle Reise. Aufgewachsen sei er im evangelikal-pflingstkirchlichen Milieu, jedoch weit entfernt von der "institutionellen" Kirche, schrieb Vance im katholischen Magazin "The Lamp". Im Studium sei er Atheist geworden, auf der Suche nach "sozialer Akzeptanz unter den amerikanischen Eliten".

Baptisten unzufrieden mit Parteiprogramm 

Politisch aktive christliche Konservative sind jedoch nicht restlos zufrieden mit dem republikanischen Parteiprogramm von 2024. Der Informationsdienst des konservativen Südlichen Baptistenverbandes, der größten protestantischen Kirche in den USA, verglich das in Milwaukee verabschiedete Programm kritisch mit vergangenen Programmen sowie den Positionspapieren des Verbandes.

Die Baptisten bemängelten einen deutlichen Rückzug von Anliegen des Lebensschutzes. Das Parteiprogramm begrüßt dasVerfassungsgerichtsurteil von 2022, das Abtreibungsrecht zur Sache der Bundesstaaten zu machen, und verurteilt Spätabtreibungen. Die Verpflichtung zu einem Verfassungszusatz gegen Abtreibungen fehlt jedoch darin.

Heikle Themen 

Schwangerschaftsabbrüche sind für die Republikaner ein heikles Thema. Bei Volksabstimmungen in mehreren Bundesstaaten sprachen sich Wähler für eine legale Abtreibung aus. Trump geht dem Thema aus dem Weg, sprach sich aber zugunsten des Urteils von 2022 aus. Andere Anliegen kämen im Parteiprogramm überhaupt nicht zur Sprache, darunter Sterbehilfe, Stammzellenforschung und Pornografie, kritisieren die Baptisten.

Plakate gegen Abtreibung vor dem obersten US-Gerichtshof / © Tyler Orsburn (KNA)
Plakate gegen Abtreibung vor dem obersten US-Gerichtshof / © Tyler Orsburn ( KNA )

Gott werde nur ein einziges Mal erwähnt, hieß es weiter. Im Programm von 2016, das die Partei 2020 übernommen hatte, wurde Gott fünfzehnmal genannt.

"Weckruf" auch für Trump? 

Vance, selbsternannter Lebensschützer, sprach sich 2022 laut CNN noch für ein nationales Abtreibungsverbot aus. Bei einem Interview Mitte Juli räumte er ein, Trump sei der Führer der Republikanischen Partei, und dessen Haltung zur Abtreibung werden in der Partei den Ausschlag geben.

Trump sagte mehrmals, er sei bei dem Attentatsversuch beschützt worden. "Gott allein hat das Undenkbare verhindert". Auch Präsident Ronald Reagan (1981-89) berief sich nach dem Attentat von 1981 auf Gott. Dieser habe ihm einen "Weckruf" geschickt, wird Reagan zitiert. Wenige Wochen nach dem Anschlag schrieb der kalte Krieger Reagan an den sowjetischen Staatschef Leonid Breschnew über sein Verlangen nach "konstruktiven Dialog", um den Frieden zu sichern.

Quelle:
epd