Jetzt haben die katholischen "Laien" das Wort. Nachdem die deutschen Bischöfe unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals im März in Lingen ihre Vorstellungen zu Reformen formuliert haben, trifft sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zu seiner Frühjahrsvollversammlung am 10. und 11. Mai in Mainz.
"Synodaler Weg"
Die 230 Delegierten wollen zu dem von den Bischöfen angekündigten "synodalen Weg" Stellung nehmen, bei dem auch Machtabbau, Zölibat und Sexualmoral Themen sind. Bisher hatte sich das Katholiken-Komitee dazu eher zurückhaltend geäußert. Denn viele Details dieses Weges, der von den Bischöfen als gemeinsamer Diskussionsprozess von Klerikern und Laien angelegt ist, sind noch offen.
Bei der Vollversammlung wird das ZdK beschließen, ob und wie es sich beteiligen will. ZdK-Pressesprecher Theodor Bolzenius nennt dafür einige Kriterien: Dieser Prozess müsse "auf Augenhöhe, transparent und ergebnisorientiert" stattfinden. Der seit 2015 amtierende ZdK-Präsident Thomas Sternberg hatte bereits in den vergangenen Wochen betont, dass er einen "echten Reformwillen" bei den meisten deutschen Bischöfen sieht. Er warnte aber auch vor "Frustration", wenn konkrete Entscheidungen ausbleiben. "Die Leute wollen jetzt Reformen sehen", sagte er.
Frauendiakonat und "viri probati"
Sternberg plädiert für die Zulassung von Frauen zum Diakonat und von "viri probati", also von bewährten verheirateten Männern, zum Priesteramt - was den Pflichtzölibat für Priester teilweise lockern würde. Die Kirche in Deutschland müsse ihren Spielraum vollständig nutzen, so Sternberg. Er wird mit seinem "Bericht zur Lage" den Ton für die Mainzer Konferenz setzen.
"Frauen in kirchlichen Ämtern" lautet zudem "Top 7" der Tagesordnung der ZdK-Vollversammlung, die sich aus 94 Frauen und 133 Männern zusammensetzt. Sie kommen überwiegend aus katholischen Verbänden und Diözesanräten, es gehören aber auch mehr als 40 gewählte Einzelpersönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft der Vollversammlung an.
In Mainz dürften die ZdK-Mitglieder auch die Forderung nach einer "legitimierten Laienbeteiligung" in kirchlichen Ausschüssen von der Diözesan- bis zur Bundesebene deutlich hörbar vorbringen - etwa für Gremien zu Kirchenfinanzen oder Seelsorgereformen. Mit Spannung wird erwartet, was der Hamburger Erzbischof Stefan Heße in seiner Funktion als "Geistlicher Assistent des ZdK" über die Beratungen in der Bischofskonferenz zum "synodalen Weg" berichten wird.
Europa im Blickpunkt
Als wichtigen Schritt auf dem Weg zur Überwindung von Klerikalismus hat Sternberg bereits die Einführung einer Verwaltungsgerichtsbarkeit in der Kirche in Deutschland bezeichnet. Darüber wird der Präsident des Bundesverwaltungsgerichts, Klaus Rennert, in Mainz referieren. Aus Sicht des ZdK muss bei Entscheidungen kirchlicher Verwaltungen eine Klagemöglichkeit gegeben sein. Dabei, so Bolzenius, gehe es auch um Fälle, in denen das "Nihil obstat", die kirchliche Unbedenklichkeitserklärung, katholischen Theologieprofessoren vom Diözesanbischof verweigert wird.
Die ZdK-Vollversammlung berät auch über die Lage in Europa. Nach einem Impulsvortrag der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) soll ein Aufruf zur Europawahl beschlossen werden. Darin dürfte die Stärkung eines demokratischen Europas im Mittelpunkt stehen.
Umzug eventuell 2021 oder 2022
Am 10. Mai ist zudem ein Beschluss der Vollversammlung zu erwarten, ob das seit den 1950er Jahren in Bonn ansässige ZdK-Generalsekretariat nach Berlin umzieht. Eine große Mehrheit des ZdK-Hauptausschusses hat sich bereits für einen Komplettumzug nach Berlin ausgesprochen, mit 18 zu 4 Stimmen. Der Umzug würde nicht sofort erfolgen, die Rede ist von Ende 2021 oder 2022. Erwartet wird zudem, dass das ZdK als zuständiger Veranstalter beschließt, dass der 103. Deutsche Katholikentag 2024 in Erfurt stattfindet.
Als Zeitraum ist der 29. Mai bis 2. Juni 2024 vorgesehen. Auch wenn die katholischen "Laien" kein Weiheamt in der Kirche innehaben - an ihrem Selbstbewusstsein rüttelt das nicht. ZdK-Sprecher Bolzenius sagt: "Wir sind keine Amateure. In Bezug auf den Glauben sind wir alle Profis."