Katholische Landjugend zeigt sich enttäuscht von der COP28

"Kurze Pause machen, Kraft tanken und dann weitermachen"

In der Abschlusserklärung der Weltklimakonferenz in Dubai wurde erstmals zur Abkehr von fossilen Brennstoffen aufgerufen. Allerdings steht dort nichts über einen verbindlichen Ausstieg, beklagt Isabel Rutkowski von der KLJB.

Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen in Dubai 
 / © Rafiq Maqbool/AP (dpa)
Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen in Dubai / © Rafiq Maqbool/AP ( dpa )

DOMRADIO.DE: Das Abschlussdokument wurde am Mittwochmorgen vorgelegt, das zur Abkehr von fossilen Brennstoffen aufruft. Der zuvor von mehr als 100 Staaten geforderte klare Ausstieg kommt darin aber nicht vor. Wie sind die Reaktionen vor Ort? Erleichterung wenigstens darüber, dass die Konferenz nicht ohne Abschlussdokument zu Ende gehen muss? 

Isabel Rutkowski (KLJB)
Isabel Rutkowski / ( KLJB )

Isabel Rutkowski (Delegierte bei der Weltklimakonferenz sowie Mitglied der Katholischen Landjugendbewegung KLJB und Vorsitzende des europäischen Dachverbands MIJARC Europe): Ehrlich gesagt war die Erleichterung der vorliegenden Einigung nicht sonderlich groß. Wir sind jetzt hier vor Ort mit dabei. Neben uns läuft das Abschlussplenum und wir können nur sagen, die vorliegende Sprache des Textes ist viel zu schwach. 

Die Forderungen sind für uns nicht weitreichend genug. Vor allem die EU und Deutschland haben aus unserer Sicht nicht genug für dieses Ergebnis getan. Es gab nicht genug finanzielle Unterstützung an die Länder des globalen Südens für diesen gerechten und fairen Ausstieg aus den fossilen Energien. 

Isabel Rutkowski

"Das heißt, das enttäuschende Ergebnis, dieser COP ist nicht nur Schuld der Ölstaaten, sondern auch der Länder des globalen Nordens, also auch Deutschlands".

Das ist genau das, was wir brauchen. Ohne diese ausreichende Finanzierung ist ein Ausstieg natürlich für manche Länder quasi unmöglich. Das heißt, das enttäuschende Ergebnis dieser COP ist nicht nur die Schuld der Ölstaaten, sondern auch der Länder des globalen Nordens, also auch Deutschlands, die unserer Meinung nach ihrer historischen Verantwortung einfach nicht gerecht werden und nicht die notwendigen Konsequenzen daraus ziehen. 

DOMRADIO.DE: Wie hilfreich war es für den Klimaschutz, dass die Konferenz ausgerechnet in einer Region veranstaltet wurde, wo die ganzen Erdölstaaten sitzen? 

Rutkowski: Es ist unserer Meinung nach sicherlich nicht von Vorteil, dass eine Klimakonferenz in Dubai mitten in der Wüste ist und dort ausgerichtet wird. Ich würde trotzdem gerne die Frage noch mal ein bisschen differenzierter betrachten und schauen, wer an dieser Konferenz teilnimmt. 

Isabel Rutkowski

"Da muss ich sagen, dass die Anzahl von mehr als 2.500 fossilen LobbyistInnen dabei eigentlich deutlich erschreckender ist, als dass wir hier in Dubai sind."

Da muss ich sagen, dass die Anzahl von mehr als 2.500 fossilen Lobbyisten und Lobbyistinnen dabei eigentlich deutlich erschreckender ist, als dass wir hier in Dubai sind. Es ist einfach sehr schwierig hier vor Ort. Das ist ein grundsätzliches Problem, das wir hier wahrnehmen. Wir müssen schauen, wer nimmt an diesen Konferenzen teil und wer setzt sich für was ein. 

DOMRADIO.DE: Sie nehmen als offizielle Beobachterin an der Weltklimakonferenz teil. Warum engagiert sich die katholische Landjugend für den Klimaschutz?

Rutkowski: Uns als KLJB ist klar, dass Klimaschutz uns alle etwas angeht. Gerade uns jungen Menschen ist es wichtig, dass wir in die Entscheidungen eingebunden werden, die uns auch betreffen. Es geht hier um unsere Zukunft. 

Es ist wichtig, dass wir unsere jungen Stimmen, gerade aus ländlichen Räumen hier noch mal mehr in diesen politischen Möglichkeiten einbringen. Wir kämpfen für dieses 1,5-Grad-Ziel und wir zeigen, dass es uns wichtig ist. Das muss es uns allen sein. 

DOMRADIO.DE: Experten sind sich einig, dass der Ausstieg aus der fossilen Energie unerlässlich ist, wenn wir das 1,5-Grad-Ziel zur Begrenzung der Erderwärmung noch erreichen wollen. Wie ernsthaft wurde für dieses Ziel in Dubai gerungen?

Rutkowski: Ich würde sagen, es wurde ehrlich darum gerungen. Insbesondere von der Zivilgesellschaft wurde dieser Ausstieg massiv gefordert. Es gab genug Möglichkeiten und es wurde auch sehr häufig darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig uns dieses Anliegen ist. 

Auch war tatsächlich eine ganze Zeit lang der sogenannte "phase-out" (Ausstieg aus fossilen Energieträgern; Anm. d. Red.) als Option in den Verhandlungstexten. Leider muss man sagen, durch die vielen finanziellen Zusagen, durch viele Lobbyisten hier vor Ort, gab es hierfür keine Einigung. Ich kann es gar nicht anders sagen. 

DOMRADIO.DE:  Gibt es positive Aspekte, die die Klimakonferenz bislang schon erreicht hat?

Rutkowski: Zum Glück kann ich diese Frage ehrlicherweise bejahen, denn es gab direkt zu Anfang eine Operationalisierung eines Fonds für Schäden und Verluste und das nach jahrelanger Debatte. Es wurden direkt Gelder in Millionenhöhe eingezahlt. Auch von Deutschland gab es 100 Millionen Euro. Das ist super, dass es diese Operationalisierung gibt. 

Jetzt müssen wir schauen, wie wir das gut umsetzen können und wir dürfen uns auch weiterhin nicht darauf ausruhen. Wir müssen schauen, wie dieser Fonds weiterhin gefüllt werden kann. Aber es war definitiv ein Erfolg für diese Klimakonferenz. 

DOMRADIO.DE: Wie geht es jetzt weiter?

Isabel Rutkowski

"Ich sehe keine Möglichkeit aufzugeben. Wir müssen weiterhin dafür kämpfen, dass wir dieses 1,5-Grad-Ziel einhalten. "

Rutkowski: Ich glaube, für mich bedeutet es jetzt erst mal eine kurze Pause zu machen und Kraft zu tanken und dann weiterzumachen. Ich sehe keine Möglichkeit aufzugeben. Wir müssen weiterhin dafür kämpfen, dass wir dieses 1,5-Grad-Ziel einhalten. 

Für Deutschland bedeutet diese Entscheidung, zumindest aus unserer Sicht, trotzdem eine Abkehr von fossilen Brennstoffen. Es wurden auch die nationalen Klimaschutzbeiträge deutlich gestärkt in dieser Erklärung. Das bedeutet für Deutschland ein Ausstieg aus der Kohle vor 2030 und auch ein Ausstieg aus Öl und Gas vor 2040. Das ist ein klarer Auftrag an Olaf Scholz. 

Die Fragen stellte Ina Rottscheidt. 

Katholische Landjugendbewegung Deutschlands

Die Katholische Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB) versteht sich als politischer Jugendverband, der sich im und für den ländlichen Raum engagiert, innovativ ist und in Gesellschaft und Politik etwas bewegt. Jugendliche und junge Erwachsene schließen sich in der KLJB zusammen, um gemeinsam in unterschiedlichen Themenfeldern aktiv zu werden und politisch zu handeln.

Symbolbild Frau im Getreidefeld / © ShotPrime Studio (shutterstock)
Symbolbild Frau im Getreidefeld / © ShotPrime Studio ( shutterstock )
Quelle:
DR