Katholische Tagungshäuser beklagen Einbruch bei Bewerbungen

Azubis dringend gesucht

Zum 1. August begann das neue Ausbildungsjahr, Trotzdem konnte das Kardinal Schulte Haus in Bensberg nur eine von vier Stellen besetzen. Über die Gründe ist man relativ ratlos, da selbst Anreize wie eine Dienstwohnung geboten werden.

Blick in die Küche (Symbolbild) / © Parilov (shutterstock)
Blick in die Küche (Symbolbild) / © Parilov ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Im Kardinal Schulte Haus gibt es insgesamt vier Ausbildungsstellen, zwei im Restaurant und zwei im Hotel-Fachbereich. Wie sieht es denn zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres bei Ihnen aus?

Kardinal Schulte Haus / © dr (DR)
Kardinal Schulte Haus / © dr ( DR )

Antje Blaaw (Kardinal Schulte Haus im Erzbistum Köln): Wir konnten zu Ausbildungsbeginn erst eine Stelle besetzen, und zwar in der Küche. Wir haben noch drei offene Plätze.

DOMRADIO.DE: Ist das ein neues Phänomen, dass Sie noch freie Stellen haben?

Blaaw: Ja, definitiv. Im letzten Jahr haben wir alle Stellen besetzen können. Dieses Jahr ist das erste Mal, dass wir so viele Plätze noch frei haben.

DOMRADIO.DE: Wie erklären Sie sich das?

Blaaw: Vielleicht hat das etwas mit der Pandemie zu tun. Wir konnten im Frühjahr 2020 das letzte Mal auf eine Berufsfindungsmesse in einer Schule gehen. Coronabedingt war das seitdem nicht mehr möglich. Es sind zudem viele Schulpraktika ausgefallen in der Zeit. Vielleicht haben deswegen viele Schüler nicht so die genaue Vorstellung von dem Beruf erhalten, wie sie es vielleicht vorher erfahren haben.

DOMRADIO.DE: Sie haben aber Bewerbungen bekommen?

Blaaw: Ja, wir haben auch Bewerberinnen und Bewerber eingeladen. Viele sind dann nicht zum Vorstellungsgespräch gekommen. Wir wissen auch nicht, warum. Wenn sie gesundheitsbedingt oder vielleicht, weil sie eine andere Stelle gefunden haben, doch den Termin nicht wahrnehmen können, ist das ja kein Problem. Aber es kamen weder Rückmeldungen noch irgendwas anderes! Und der Bewerbungsberg war dieses Jahr auch sehr klein im Gegensatz zu den letzten Jahren.

DOMRADIO.DE: Über welche Kanäle bewerben Sie üblicherweise Ihre Stellen?

Blaaw: Auf Social Media, im Internet, allgemein auf unserer Webseite und auch über die Bundesagentur für Arbeit.

DOMRADIO.DE: Warum ist es so schwierig, Azubis zu finden? Arbeit im Hotel sollte doch eigentlich beliebt sein, anders vielleicht die Arbeit in der Küche.

Blaaw: Kurioserweise wollen dieses Jahr alle Köchin oder Koch werden. Und in den letzten Jahren waren eher die Berufe Hotelfachfrau oder Restaurantfachmann der Renner. Dieses Jahr kamen fast nur Bewerbungen für die Küche. Wir haben aber bis jetzt leider nur eine Stelle besetzen können.

DOMRADIO.DE: Einige Unternehmer gehen so weit und bieten E-Bikes oder ein Smartphones als Prämien an. Womit können Sie werben?

Blaaw: Wenn Auszubildende lange Anfahrtswege haben, dann bieten wir zum Beispiel eine Dienstwohnung an.

DOMRADIO.DE: Das Ausbildungsjahr hat ja nun schon am 1. August begonnen. Es gibt aber noch Möglichkeiten?

Blaaw: Wenn wir morgen zehn Bewerbungen erhalten, würden wir spätestens bis Ende nächster Woche alle eingeladen haben zu Gesprächen. So, dass wir das auch zeitnah dann dementsprechend auch entscheiden können. (Kontakt zum Kardinal Schulte Haus)

DOMRADIO.DE: Welche Perspektiven haben die Azubis denn nach Ausbildungsabschluss?

Blaaw: Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit auf jeden Fall mindestens ein Jahr dann nach Ausbildung noch bei uns angestellt zu sein. Dementsprechend kann man sich in den drei Jahren auch gut darauf vorbereiten, für die Zeit danach bei uns im Haus.

DOMRADIO.DE: Die Ausbildung dauert drei Jahre. Wen haben Sie bisher in den vergangenen Jahren ausgebildet? Überwiegend Realschülerinnen und -schüler?

Blaaw: Wir hatten auch ganz viele Abiturienten bei uns. Die sind nach dem Abitur ganz normal in unsere Ausbildung gekommen. Viele haben auf diese Ausbildung wahrscheinlich im Nachhinein noch aufgebaut mit einem Studium in der Touristikbranche.

Ansonsten sind hauptsächlich die Realschüler bei uns, was aber nicht ausschließt, dass wir Schüler mit Hauptschulabschluss bei uns annehmen würden, es kommt ganz auf die Person an.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Fachkräftemangel: Handwerkspräsident fordert "Bildungswende"

Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer hat angesichts des Fachkräftemangels eine "Bildungswende" in Deutschland gefordert. Wollseifer sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Wir gehen von einer Viertelmillion Fachkräften aus, die im Handwerk fehlen. Uns fehlen in der Ausbildung sehr viele junge Leute." Ziele etwa beim Einbau von Wärmepumpen seien dann schwierig zu schaffen.

Azubi für Fassadenbau (dpa)
Azubi für Fassadenbau / ( dpa )

 

Quelle:
DR