Katholisches Büro Thüringen: Kirchensteuer nicht infrage stellen

"Auf Einnahmen angewiesen"

Die katholische Kirche in Thüringen hält die Kirchensteuer weiterhin für zeitgemäß. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hatte statt dessen vor kurzem eine allgemeine "Kultursteuer" vorgeschlagen. 

Kirchensteuer (dpa)
Kirchensteuer / ( dpa )

"Aus meiner Sicht besteht kein Anlass, das bisherige System der Kirchensteuer infrage zu stellen», sagte der Leiter des Katholischen Büros Erfurt, Claudio Kullmann, im Interview der "Thüringischen Landeszeitung".

Stattdessen eine allgemeine Kultursteuer einzuführen, könne er sich in Deutschland nicht vorstellen. Die Kirchensteuer sei "ein Mitgliedsbeitrag, und das sollte sie auch bleiben".

Kirchensteuer für Finanzierung nötig

Kullmann, der die Bistümer Erfurt, Dresden-Meißen und Fulda auf landespolitischer Ebene in Thüringen vertritt, sagte: "Wir Kirchen sind auf die Einnahmen aus der Kirchensteuer dringend angewiesen." 

Anders könnten die Kirche ihre vielfältigen Aufgaben in der Seelsorge, in ihren Schulen und sozialen Einrichtungen "überhaupt nicht stemmen". Klar sei aber auch, dass die Einnahmen aufgrund des demografischen Wandels "perspektivisch sinken". Dem versuche die Kirche vorzubeugen, indem sie Rücklagen bilde.

"Kirche hat dazugelernt"

Mit Blick auf das eigenständige kirchliche Arbeitsrecht, das zuletzt in mehreren Verfahren vor dem Bundesarbeitsgericht und dem Europäischen Gerichtshof auf den Prüfstand kam, verwies Kullmann darauf, dass die katholische Kirche inzwischen ihre Grundordnung liberalisiert habe: "Da hat die Kirche mittlerweile zum Glück dazugelernt. Die private Lebensführung eines Mitarbeiters kann sich längst nicht mehr so ohne Weiteres auf den Arbeitsvertrag auswirken."

Kirche als "Tendenzbetrieb"

Zugleich betonte Kullmann, dass die Kirche ein "Tendenzbetrieb" sei: "Ich glaube, die meisten können unsere Position nachvollziehen, dass an einem kirchlichen Arbeitsplatz nur Menschen arbeiten können, die den besonderen Charakter des kirchlichen Dienstes auch mittragen wollen." 

Dieser prägende Charakter sei es, den auch Nicht-Christen an kirchlichen Schulen, Krankenhäusern, Kindergärten und Pflegeheimen "sehr zu schätzen wissen".


Quelle:
KNA