"Ich bezweifle, dass Bischöfe, die wie Kardinal Marx mitverantwortlich sind für das System des Missbrauchs in der Kirche, den Aufbruch und die notwendige Veränderung wirklich organisieren können", sagte der Sprecher des Eckigen Tisches der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag in Berlin.
Die innerkirchliche Reformdebatte sei wichtig. Die Frage des Augenblicks müsse aber sein, wie den Betroffenen "endlich die lange versprochene Unterstützung und Hilfe" organisiert werden könne.
Unabhängige Beratungsstelle schaffen
Angesichts der zahlreichen Menschen, die wieder aufgewühlt seien, müsse möglichst schnell eine bundesweit erreichbare, unabhängige Beratungsstelle geschaffen werden, die nach einem betroffenenkontrollierten Ansatz arbeite.
Er bekräftigte seine Forderung nach einem "Opfergenesungswerk". Die Aufarbeitung, die Hilfe und die Entschädigung der Opfer seien eine Aufgabe für die ganze Kirche, nicht nur für Bischöfe. Auch die Laien seien jetzt gefordert.
Marx will angemessenes Gedenken an Missbrauchsbetroffene
Im Erzbistum München und Freising soll es künftig nach den Worten von Kardinal Reinhard Marx ein "angemessenes Gedenken und Erinnern" an die Betroffenen sexuellen Missbrauchs geben. "Dabei hoffe ich auf die Beratung mit dem Betroffenenbeirat und anderen", sagte Marx am Donnerstag als Reaktion auf das vor einer Woche vorgestellte Missbrauchsgutachten.
Debatte über Anerkennungszahlungen "nicht zu Ende"
Kardinal Reinhard Marx hofft, dass bei den Anerkennungsleistungen für Missbrauchsbetroffene der katholischen Kirche in Deutschland alle "Altfälle" noch in diesem Jahr "großzügig abgeschlossen" werden. Auch die Diskussion über die Höhe dieser Zahlungen sei "noch nicht zu Ende", sagte er am Donnerstag. Zugleich plädierte er weiter für eine gemeinsame Lösung aller deutschen Bistümer.
Zum Ausdruck kommen solle die Bereitschaft, "die dunkle Seite anzuerkennen, das Signal, daraus zu lernen und in erneuerter Weise eine Kirche zu sein, die für die Menschen da ist, nicht für sich selbst", so der Kardinal.