Gabriel äußerte sich in einem Interview mit der "Augsburger Allgemeinen" (Montag). Einzige Möglichkeit, das zu verhindern, sei, diesen Fortschritt an moralische Einsichten zu koppeln.
"Doch dieser Prozess kann und wird Jahrhunderte in Anspruch nehmen", fügte Gabriel hinzu. Das gelte vor allem in der Krise, die durch den Klimawandel sichtbar werde: "Wir werden in diesem Jahrhundert keine angemessene Harmonie mit der Natur finden, das dauert länger, dafür haben wir zu lange nur auf die technologische Unterwerfung der Natur in und außer uns gesetzt."
Miserabler Zustand der öffentlichen Debatte
Der Philosoph zieht zudem ein kritisches Zwischenfazit zum Umgang mit der Pandemie: "Die moralische Bilanz der Corona-Krise in Deutschland, ja in Europa ist ziemlich schlecht." Einerseits seien mehr als eine Millionen Tote zu beklagen und gleichzeitig seien unzähligen Menschen, vor allem Kindern, teils schwere Schäden durch mal halbherzige mal zu langfristige Lockdowns zugefügt worden. "Es wurde viel zu lange und zu unkoordiniert in unsere Grund- und damit in unser aller Menschenrechte eingegriffen."
Gabriels Fazit: "Wir sind kurzum bisher am Virus massiv gescheitert." Dass sich zu viele Menschen nicht impfen lassen wollten, liege auch an dem seiner Ansicht nach miserablen Zustand der öffentlichen Debatte, die viel zu wenig von Argumenten, sondern zu oft von emotional aufgeheizten Vorwürfen geprägt sei.