kfd fordert Änderung des Kirchenrechts zur Bischofsauswahl

"Das wird ja das wenigste sein"

Sollten Frauen an der Auswahl von Bischöfen beteiligt werden? Ein neues Interview mit Papst Franziskus macht Furore. Für die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands wäre das nur ein Schritt auf dem Weg zur Gleichberechtigung.

Mitra und Pileolus / © Harald Oppitz (KNA)
Mitra und Pileolus / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Frauen wählen Bischöfe mit. Wie finden Sie den Vorschlag von Papst Franziskus?

Agnes Wuckelt / © Kay Herschelmann (kfd)
Agnes Wuckelt / © Kay Herschelmann ( kfd )

Prof. Anges Wuckelt (Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und Mitglied der Synodalversammlung): Ja, zunächst einmal wirklich gut. Es ist so, dass bislang im Vatikan wirklich nur Kleriker, also Männer, das Sagen hatten und über alles bestimmt haben – und dass sich jetzt durch die Initiative von Papst Franziskus, Frauen in Leitung zu holen, natürlich etwas tut. Und mit der neuen Verfassung des Vatikans ist es ja möglich, dass Frauen auch in die höchsten Staatsämter im Vatikan berufen werden können. Da liegt es auf der Hand, dass sie dann auch in Dikasterien für Bischöfe mit das Sagen haben.

DOMRADIO.DE: Rein kirchenrechtlich dürfte das aber ja ein bisschen problematisch sein, denn Frauen dürfen ja in der katholischen Kirche immer noch nicht geweiht werden. Und auch die Beteiligung von Laien bei Bischofswahlen ist eigentlich nicht vorgesehen.

Wuckelt: Da müsste dann das Kirchenrecht geändert werden. Ich denke, das wird ja das wenigste sein, denn es ist von Menschen gemacht. Ich denke, dass hier der Papst zwei Fährten verfolgt. Die eine: Die Kirche soll synodal sein. Und er betont immer wieder, wie wichtig es ist, auch auf das Volk zu hören, auf die Menschen zu hören und ihnen zunächst einmal zuzuhören und sie ernst zu nehmen. Da in dem Volk Gottes nun auch Frauen sind, bezieht sich das selbstredend auch auf Frauen.

Das andere ist: Er betont immer wieder, dass er Frauen eine Chance geben möchte und dass es um Gerechtigkeit geht. Ich denke, das erste klingt natürlich schon so ein bisschen paternalistisch, "ihnen eine Chance geben" und dann gucken wir mal, ob es geht. Zum anderen könnte es natürlich auch eine Vorsichtsmaßnahme gegen all diejenigen sein, die viele Gründe dagegen anführen können, dass er das eher vorsichtig angeht.

Agnes Wuckelt

"Er betont immer wieder, dass er Frauen eine Chance geben möchte und dass es um Gerechtigkeit geht. Ich denke, das erste klingt natürlich schon so ein bisschen paternalistisch."

DOMRADIO.DE: Darum geht es ja auch ab Donnerstag bei der vierten Vollversammlung des Synodalen Weges. Was sind denn da die Forderungen der kfd?

Wuckelt: Wir haben bereits 1999 begonnen zu fordern, alle Dienste und Ämter für Frauen zu öffnen. Das hat damals ziemlichen Stress gegeben. Wir haben es dann 2019, 20 Jahre später wirklich in eine offizielle Position gegeben, die dann keine bischöflichen Erfahrungen negativer Art wieder zutage führte. Also wir sind als kfd wirklich dafür, dass Frauen alle Dienste und Ämter in unserer Kirche wahrnehmen können, das heißt also Diakonin, Priesterin und Bischöfin.

DOMRADIO.DE: Können Sie denn katholische Frauen verstehen, die das Handtuch werfen und die sagen: Bei der Kirche tut sich nichts, ich trete aus, ich lasse mich doch nicht andauernd in die zweite Reihe stellen hinter den Priestern. Können Sie das verstehen?

Wuckelt: Das kann ich sehr gut verstehen. Ich gehöre ja auch zu denjenigen, die sich seit Jahrzehnten damit beschäftigen. Schon in der Schule, zur Zeit des Vatikanums wurde deutlich, dass Frauen eine verbesserte Stellung in der Kirche haben müssen. Und während meiner ganzen Berufstätigkeit habe ich mich dafür eingesetzt. Von daher kann ich es sehr gut verstehen, dass Frauen, die ganz im Herzen der Kirche gearbeitet und gelebt haben, irgendwo so enttäuscht sind und auch so verärgert sind, wütend sind, verletzt sind, dass sie sagen: Ich habe fast mein ganzes Leben investiert und jetzt ist gut.

DOMRADIO.DE: Wie blicken Sie denn auf die Synodalversammlung? Was sind da Ihre Erwartungen, Hoffnungen, vielleicht aber auch Sorgen?

Wuckelt: Es geht um einen wichtigen Grundtext unseres Forums "Dienste und Ämter von Frauen in der Kirche", in dem wir noch einmal auf eine anthropologische, vor allen Dingen aber auch auf theologische Weise begründen, dass ein Ausschluss von Frauen einfach nicht mehr zu verantworten ist, wenn ich sauber theologisch arbeite. Von daher hoffen wir, dass es für diesen Text eine Zweidrittelmehrheit der Synodalversammlung gibt und natürlich dann auch der Bischöfe, denn die haben ja eine Sperrminorität. Leider.

So ist es in diesem Statut festgelegt. Aber wenn dieser Text dann verabschiedet wird, ist er frei, um tatsächlich in die Weltsynode, vielleicht dann auch schon im nächsten Jahr in eine Bischofssynode Eingang zu finden. Gerade die Frage nach der sakramentalen Weihe muss auf weltbischöflicher oder päpstlicher Ebene geregelt werden. Und die beste Garantie, dass dieser Text dann nach Rom in die Weltbischofssynode kommt, an der hoffentlich dann auch Laien und Laiinnen teilnehmen können, und dort beraten wird.

Das Interview führte Elena Hong.

Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd)

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) ist mit rund 265.000 Mitgliedern der größte katholische Frauenverband und einer der größten Frauenverbände Deutschlands. Wir machen uns stark für die Interessen von Frauen in Kirche, Politik und Gesellschaft und setzen uns für ihre Rechte ein.

Die kfd ist eine Gemeinschaft, die trägt und in der sich Frauen in vielfältigen Lebenssituationen gegenseitig unterstützen. Sie ist der Frauenort in der Kirche, offen für Suchende und Fragende.  

Ein Plakat der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) / © Julia Steinbrecht (KNA)
Ein Plakat der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
DR