"Frau und Mutter" - Was manch einem nach Heimchen am Herd klingen mag, ist in der Tat ein viel diskutierter Titel, aber eben auch ein historisch gewachsener. Denn als die heutige Mitgliederzeitschrift der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) im Jahr 1909 zum ersten Mal erschien, da hieß sie noch "Die Mutter“.
Aus "Die Mutter" wurde 1931 "Frau und Mutter"
Dass die Macher sie 1931 in "Frau und Mutter" umtauften war damals höchst modern – und gleichzeitig ein Abgrenzungsversuch gegenüber dem nationalsozialistischen Mutterkult. Die Nazis ließen das Blatt 1939 dann auch verbieten, erst 1948 erschien es wieder.
Was blieb war bei vielen ein gewisses Unbehagen am Titel. Letzte Überlegungen, eine der auflagenstärksten katholischen Publikationen (knapp 500.000) nochmals umzubenennen scheiterten zuletzt 2010 – und zwar am Widerstand vieler Leserinnen, erzählt Chefredakteurin Nikola Hollmann.
Zur Überraschung der Redaktion schrieben damals insbesondere jüngere Frauen: "Wir versuchen Beruf und Familie überein zu bringen - da wollt ihr jetzt den Begriff 'Mutter' im Titel unserer Zeitschrift in Frage stellen?" So blieb der Name, hinzukam der Untertitel "MENSCHEN LEBEN VIELFALT".
Wobei Vielfalt gut zur heterogenen Mitgliedschaft der kfd und damit zur Leserschaft der "Frau und Mutter" passt. Schließlich müssen Nikola Hollmann und ihre beiden hauptamtlichen Kolleginnen gleichzeitig Ansprüchen und Interessen von Alten und Jungen, von Akademikerinnen und weniger Gebildeten, von Land- und Stadtfrauen gerecht werden.
Eine echte Herausforderung, der das Team der Redakteurinnen und Autorinnen mit einem Leitmotiv der kfd begegnet, der Anerkennung der Würde eines jeden einzelnen Menschen nämlich. Auf dieser Grundlage entstehen alle Geschichten, Glossen und Hintergrundberichte.
Freiheit, da kein Druck durch Anzeigenkunden
Thematisch spiegelt die "Frau und Mutter" natürlich erst einmal das, was gerade im Verband aktuell ist, politische Fragen, auch innerkirchliche, wie etwa die Dauer-Debatte um den Diakonat der Frau.
Daneben setzen die Redakteurinnen aber auch ganz bewusst eigene Akzente, widmen zum Beispiel grundlegenden Werten wie der Großzügigkeit ganze Ausgaben und beleuchten sie aus unterschiedlichen Perspektiven.
"Alleine die Tatsache, dass wir nicht auf Anzeigenkunden Rücksicht nehmen müssen, gibt uns große Freiheit", sagt Nikola Hollmann. "Wir können Themen aufgreifen, sie ruhiger und tiefer erzählen und den Leuten damit etwas anbieten, das sie so in anderen Medien nicht finden."
Leserinnen zur Teilhabe zu befähigen
Neben Unterhaltung und Wertevermittlung setzt die "Frau und Mutter" vor allem auch darauf, ihre Leserinnen zur Teilhabe zu befähigen. Sie sollen über Debatten in Politik und Kirche Bescheid wissen. Ein Auftrag, den die Macherinnen natürlich auch im Jubiläumsjahr im Mittelpunkt umzusetzen versuchen.
Da passt es gut, dass auch Kanzlerin Merkel der "Frau und Mutter" zum Geburtstag gratuliert hat. Für die kommenden Jahre wünscht sich Nikola Hollmann, dass die "Frau und Mutter" Orientierungspunkt für ihre Leserinnen bleibt und gerne auch mal Stoff zum Streiten liefert:
"Weil das letztlich der Beweis dafür ist, dass die Leute unsere Zeitschrift lesen und sich damit auseinander setzen. Das ist eigentlich das Wichtigste." Und wenn die Leserinnen dann kräftig zu kirchlichen und gesellschaftlichen Fragen mitdiskutieren können, meint die Chefredakteurin, ist ihre Arbeit gelungen.
Das Interview führte Hilde Regeniter.