Wiens Dombaumeister Wolfgang Zehetner äußerte sich entsprechend am Dienstag bei einer Tagung der Vereinigung der europäischen Dombaumeister in Greifswald.
Die Kiewer Dombaumeisterin habe dies auch mit Blick auf eine mögliche Zerstörung des Gotteshauses durch Kriegsbeschuss entschieden. Eine Digitalvorlage würde im Zweifelsfall eine Rekonstruktion "sehr erleichtern".
Bis zum kommenden Samstag befassen sich rund 100 Experten mit dem Erhalt von herausragenden Sakralbauten. Die Sophienkathedrale in der ukrainischen Hauptstadt gehört seit 1990 zum Weltkulturerbe der Unesco und gilt als eines der herausragendsten Bauwerke europäisch-christlicher Kultur.
"In Notre-Dame wäre man froh gewesen, wenn man eine solche digitale Erfassung gehabt hätte", sagte Zehetner unter Verweis auf die Brandkatastrophe in der Pariser Kathedrale vor drei Jahren. Zudem sei ein digitales Monitoring auch für den täglichen Bedarf nötig, um eventuelle Verschiebungen im Fundament feststellen zu können.
Treffen der Dombaumeister dient dem Austausch
Bei dem Treffen der Dombaumeister geht es laut Zehetner grundsätzlich um die "immer wiederkehrende Herausforderung", die historisch und architektonisch wertvolle Bausubstanz zu erhalten und eine heutige Nutzung der Gotteshäuser zu ermöglichen. Das reiche vom Einbau einer Lautsprecheranlage bis zu Forderungen nach Barrierefreiheit.
Zwar sei der "saure Regen" heute kein Thema mehr, wenn es um Umweltschäden an historischem Mauerwerk gehe, so Zehetner. "Die Umweltmaßnahmen haben gegriffen." Dafür gebe es inzwischen andere Probleme wie etwa Algen- und Grünbelag an den Außenflächen.
Der Europäische Dombaumeisterverein geht auf ein Treffen von elf Dombau- und Bauhüttenmeistern im Jahr 1975 zurück. In der Folge tagten die Experten jedes Jahr. 1998 wurde der Verein offiziell gegründet. Heute gehören den Angaben zufolge 150 Mitglieder aus ganz Europa der überkonfessionellen und unabhängigen Organisation an.