Kinderhilfswerk wirft der Ex-Vorsitzenden Versagen vor und verspricht mehr Transparenz

UNICEF-Vorstand beklagt "Krise Simonis"

Das wegen undurchsichtiger Beraterverträge in die Kritik geratene deutsche Komitee des Kinderhilfswerks UNICEF will mit mehr Transparenz das Vertrauen der Spender zurückgewinnen. Entsprechende Maßnahmen stellte UNICEF Deutschland am Mittwoch in Berlin vor. Der Übergangsvorsitzende Reinhard Schlagintweit sagte, dass sich die Organisation "zweifellos in einer Krise" befinde. Zugleich machte er seiner zurückgetretenen Vorgängerin Heide Simonis schwere Vorwürfe.

 (DR)

Schlagintweit sagte, er verstehe, dass viele Spender und Unterstützer "zutiefst schockiert und verunsichert sind", wenn von einzelnen Menschen wenige Euro eingeworben werden, zugleich aber hohe Summen für den Umbau der Geschäftsstelle oder Honorarverträge ausgegeben werden. Er verteidigte diese Verträge aber als "notwendig und ehrenwert". Spenden einzuwerben, sei heute "hochprofessionell". Das habe UNICEF aber unzureichend kommuniziert.

Simonis warf er zugleich Versagen vor. Er sprach von einem "Problem Simonis" und einer "Krise Simonis". Simonis habe es an Willen oder Fähigkeit gemangelt, sich "voll hinter die Institution zu stellen". Simonis war am Wochenende zurückgetreten.

Der wegen des Vorwurfs der Verschwendung von Spendengeldern in die Kritik geratene UNICEF-Geschäftsführer Dietrich Garlichs lehnte einen Rücktritt erneut ab. Er räumte aber "Schlampereien" auf betrieblicher Ebene ein. Zu den Beraterverträgen sagte er, die UNICEF habe Dienstleister angemessen bezahlt. Es sei jedoch ein Fehler gewesen, nicht überall schriftliche Verträge abzuschließen. Gegen Garlichs ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Köln wegen eines Anfangsverdachts der Untreue.

Für bessere Transparenz sollen nach Angaben der Organisation künftig mehrere Reformen sorgen. So will die Geschäftsleitung ihre Arbeit regelmäßig durch externe Fachleute überprüfen lassen. In den Geschäftsberichten soll es künftig Gewinn- und Verlustrechnungen geben. Zum Finanz- und Vertragscontrolling sollen die Vorschläge der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG berücksichtigt werden. Laut Garlichs liegt der Anteil der Verwaltungskosten derzeit bei 18 bis 19 Prozent.

UNICEF-Botschafterin Sabine Christiansen betonte, jeder Cent des Spenders sei bei der Organisation gut angelegt gewesen und das werde auch so bleiben. Spenden seien nicht veruntreut worden. Künftig liege das Geld sogar "noch mehr im Glaskasten als bisher". Sie räumte zugleich "Fehler und Schlampereien" beim Krisenmanagement ein. Diese hätten eine "höchst honorige Organisation" in einen Imageverlust getrieben, "der wirklich so fatal ist, wie wir es uns nie haben vorstellen können". Diesen Vertrauensverlust habe UNICEF nicht verdient.

Die Bundesregierung sowie Mitglieder des Beirats der deutschen UNICEF-Sektion hatten zuvor die rasche Aufklärung der Vorwürfe verlangt. Auch prominente UNICEF-Repräsentanten wie der Teamchef der Fußball-Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff, und Ex-Nationaltorwart Toni Schumacher forderten Konsequenzen.