Unicef kommt aus Negativ-Schlagzeilen nicht heraus

Schadensbegrenzung auf den letzten Drücker?

Der Druck auf Unicef Deutschland wächst. Am Dienstag trafen sich Geschäftsführer Dietrich Garlichs und der amtierende Vorsitzende Reinhard Schlagintweit zu einem Krisengespräch in Köln. Über die Ergebnisse wollte das UN-Kinderhilfswerk am Abend keine Angaben machen. Unterdessen werden die Forderungen nach mehr Transparenz und personellen Konsequenzen aus der seit Ende November schwelenden Krise über finanzielle Unregelmäßigkeiten bei der Organisation immer lauter.

 (DR)

Der Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für Soziale Fragen
(DZI) in Berlin, Burkhard Wilke, nannte die öffentlich ausgetragene Debatte "einzigartig im deutschen Spendenwesen". Ob Unicef das vom DZI verliehene Spendensiegel behalte, werde derzeit überprüft, sagte Wilke der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Allerdings sei der Entzug des Siegels eine eher theoretische Möglichkeit, von der bislang erst einmal Gebrauch gemacht worden sei.

Wichtiger sei, "dass Unicef wieder mit einer Stimme spricht", so Wilke weiter. Bereits jetzt habe das Image des Spendenwesens erheblichen Schaden gelitten. Zugleich kündigte der DZI-Geschäftsführer an, dass bei der Vergabe des Spendensiegels künftig verstärkt auf einheitliche Kriterien bei der Vorlage von Jahresberichten geachtet werden soll, um das finanzielle Gebaren von Hilfswerken besser verfolgen zu können.

Unterdessen forderte die Bundesregierung Unicef dazu auf, die Verschwendungsvorwürfe schnell zu klären. Es sei wichtig, dass der Ruf des Hilfswerks untadelig bleibe, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin. Ähnlich äußerte sich die Genfer Unicef-Zentrale. Sprecherin Veronique Taveau sagte der "Financial Times Deutschland" (FTD) (Dienstag), sie hoffe auf eine schnelle Lösung.

Edith von Welser-Ude, Mitglied des als Kontrollorgan arbeitenden Unicef-Komitees, beklagte im Bayerischen Rundfunk, dass der Geschäftsführer über zu große Vollmachten verfüge. Die ehemalige Unicef-Geschäftsführerin Katharina Schippers forderte im "Kölner Stadtanzeiger" (Mittwoch) den geschlossenen Rücktritt von Vorstand und Geschäftsführung.

Schippers Nachfolger Garlichs und der Vorsitzende Schlagintweit wollen sich am Mittwoch in Berlin gemeinsam mit Vorstandsmitglied Rolf Seelmann-Eggebert, Unicef-Botschafterin Sabine Christiansen sowie der Sprecherin der ehrenamtlichen Arbeitsgruppen, Carmen Creutz, zur aktuellen Situation im Hilfswerk äußern.

Ende November hatte die "Frankfurter Rundschau" erstmals über Unregelmäßigkeiten bei Unicef berichtet. Jahrelang seien beträchtliche Summen beim deutschen Zweig des UN-Kinderhilfswerks unter anderem in Beraterverträge geflossen, ohne dass der Vorstand davon im Einzelnen informiert worden sei.