Kindergottesdienst in Corona-Zeiten

Kinderkirche kommt zurück

Nach der Corona-Pause können wieder pastorale Angebote für die Kleinen angeboten werden. In der Bottroper Kinderkirche "Kikeriki" fand am Wochenende ein Studientag des Ruhrbistums Essen unter der Leitung von Theresa Kohlmeyer statt.

Kleines Kind in einem Gottesdienst / © Harald Oppitz (KNA)
Kleines Kind in einem Gottesdienst / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Was genau ist denn das Besondere an dieser Kinderkirche "Kikeriki"?

Dr. Theresa Kohlmeyer (Leiterin der Abteilung Glaube und Liturgie im Ruhrbistum): Das Besondere fängt, glaube ich, schon an, wenn man reinkommt. Man kommt in den Kirchenraum, der unfassbar hell ist. Man sieht überhaupt nicht mehr die klassischen Bänke, die sind alle ausgeräumt. Wir haben nur noch Stühle in der Kirche stehen, die sehr bewusst farblich sind. Es gibt unterschiedliche Farben, die sich auch in den Fenstern widerspiegeln, in den großen Stühlen für die Erwachsenen und dann direkt noch zwei verschiedene Größen für die Kinder. Für die Kinder im Grundschulalter, aber auch nochmal für die noch Kleineren. Dass sie wirklich auch auf dem Boden sitzen, dass sie eine gute Möglichkeit haben, den Gottesdienst mitzufeiern. An den Wänden gibt es überall Möglichkeiten, auch noch mal zu malen oder sich kreativ auszulassen. Das, was die Kinder vorher in den biblischen Geschichten zum Beispiel gehört haben, auch noch einmal zu malen oder auch dazu zu basteln oder mit Egli-Figuren (biblische Erzählpuppen; Anm. d. Red.) nachzustellen oder Ähnliches.

DOMRADIO.DE: Frontalgottesdienst ist das nicht mehr, man weiß natürlich: mit langen Predigten kann man Kinder zum Beispiel nicht vom Hocker reißen. Das heißt, die kommen bei Ihnen selbst in Aktion. Und Sie haben zum Beispiel auch Erzähl-Taschen vorgestellt?

Kohlmeyer: Erzähl-Taschen sind keine Taschen im klassischen Sinn, man tut nichts rein, aber die sind auf eine sehr spezielle Art genäht, und man kann die durch eine bestimmte Falttechnik sehr, sehr oft falten, und immer kommt ein anderer Stoff zum Vorschein. Diese Stofftaschen sind auch relativ einfach - wenn man nähen kann - selber zu nähen, und man kann durch die Stoffe, die man wählt, zu den entsprechenden Geschichten, die man damit erzählen kann, das wunderbar verstärken, was man da gerade erzählt und was gerade in den Geschichten passiert. Das ist ein ganz toller Effekt, weil man natürlich überhaupt nicht weiß, was für ein Stoff als nächstes kommt, was für ein Bild als Nächstes kommt.

DOMRADIO.DE: Sie zeigen ja dort auch anderen Erwachsenen, Ehrenamtlern zum Beispiel, wie man Kindergottesdienste im besten Fall gestaltet. Ich muss zugeben, ich hätte persönlich da manchmal vielleicht ein bisschen Sorge, was falsch zu machen, wenn Kinderfragen auch kommen, zu denen ich eventuell nicht die theologisch richtige Antwort auf Lager habe. Was sagen Sie Leuten wie mir?

Kohlmeyer: Keine Angst! Einfach machen. Man kann tatsächlich nicht viel falsch machen. Kinder sind erst mal neugierig, und solange ich mich auf diese Neugierde einlasse, kann ich nicht viel falsch machen. Zum Beispiel mit den Kindern zusammen neugierig sein und mit den Kindern zusammen entdecken, was wie ist. Und wie war das eigentlich mit Gott und allem drum und dran? Ich glaube, wenn man sich auf die Perspektive der Kinder einlässt und nicht aus dieser typischen "Ich-als-Erwachsener-weiß-es-besser-Perspektive" guckt, kann man nicht viel falsch machen.

DOMRADIO.DE: Ein konkretes Beispiel?

Kohlmeyer: Wenn ich überlege, wie gestalte ich eine Kirche? Dann müsste ich mich auch mal auf Augenhöhe von Kindern setzen, um zu gucken, Wie sieht das aus meiner Perspektive aus, aus 80, 90 Zentimetern? Wie wirkt da was auf mich? Oder wie formuliere ich bei Gebeten Texte, die aus dem Blick der Kinder gesprochen sind? Also was sind die wichtigen Themen für die Kinder? Und vor allem, Kinder entdecken mit allen Sinnen, die sie von der Wahrnehmung und auch vom Ausdruck noch ganz anders als wir und sind natürlich nicht so textlastig. Die brauchen eher noch einmal Bewegung in der einen oder anderen Nummer, ein Lied mit Bewegung, Gebet mit Bewegung, aber auch Gebete, verbunden noch mal mit haptischen Sachen, mit Weihrauch, der aufsteigt und den man riechen kann, den man vielleicht auch sehen kann, wie er hochsteigt. Oder eben mit ganz bunten Steinen, die man noch mal von der Haptik anders wahrnehmen kann, aber auch von den Farben noch mal ganz anders sehen kann.

DOMRADIO.DE: Und wie reagieren Kinder auf das, was Sie tun?

Kohlmeyer: Ganz begeistert. Ich greife mal konkret Maximilian raus, er war auch am vergangenen Samstag da und hat den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die aus dem ganzen Bistum gekommen sind, seine Kinderkirche vorgestellt. Der Maximilian ist jetzt schon zehn und kommt aber trotzdem immer noch total gerne und ist jetzt schon so weit, dass er mit der Projektleiterin vor Ort, im Prinzip die Menschen durch die Kirche führt, weil er so begeistert ist von dem Ort und von den Gottesdiensten, die er da erlebt hat, dass er diese Begeisterung wunderbar weitergeben kann.

DOMRADIO.DE: Das heißt, man setzt da auch schon ein Fundament für später?

Kohlmeyer: Absolut!

Das Interview führte Verena Tröster.

 

Quelle:
DR
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