DOMRADIO.DE: Wie muss man sich eine Ölheizung in der Kirche vorstellen? Wie kommt da die Wärme in die Kirchenbänke?
Andreas Schulte (Verwaltungschef der Evangelischen Kirchengemeinde in Andernach): Die Ölheizung in der Kirche erzeugt erstmal Wärme, mit dieser Wärme werden Metallplatten aufgeheizt und um die Metallplatte herum wird Luft geleitet. Die Luft wird dann erwärmt und in die Kirche rein geblasen. Man spricht also von einer sogenannten Umluftheizung. Da sind große Luftschächte im Boden, die dann die warme Luft in die Kirche blasen.
DOMRADIO.DE: Im Rahmen der Energiekrise haben Sie sich dann vermutlich zusammengesetzt und standen vor der Entscheidung, entweder eine große Menge Heizöl verfeuern, ein kalter Gottesdienst oder etwas ganz anderes.
Schulte: Oder eben was ganz anderes, Sie sagen es. Wir hatten tatsächlich das Problem, dass die Ölheizung schon 26 Jahre alt ist und es war klar, irgendwann ist das Ende dieser Ölheizung erreicht. Jetzt läuft sie noch, das ist auch gut so. Wir werden sie auch bestimmt noch weiter nutzen bis sie kaputt ist. Aber für danach müssen wir uns was neues ausdenken.
Wir haben uns schon einen Ersatz ausgedacht beziehungsweise zumindest eine Ergänzung zu der Ölheizung, die sogenannten Orbi-Heater. Das sind Infrarotstrahler, die von oben kommen.
DOMRADIO.DE: Gibt Infrarot nicht nur punktuell Wärme ab?
Schulte: Nein, die Christuskirche ist eine gotische Kirche, zwölftes bis 13. Jahrhundert mit 15 Meter hohem Kreuzrippengewölbe. Da steigt die Wärme natürlich erst mal sehr stark nach oben. Wir haben früher im Grunde immer die Decke mit geheizt, aber nicht die Menschen.
Die Infrarotstrahler geben ihre Wärme nach unten ab. Die haben einen ungefähren Durchmesser von einem Meter 60, sehen aus wie ein schmiedeeisernes Wagenrad mit Außenlampen dran, ein bisschen wie ein mittelalterlicher Kronleuchter, aber in moderner Interpretation. In diesem Rad gibt dann jeder Strahler mit einem ungefähren Durchmesser von acht Metern die Wärme nach unten auf die Gottesdienstbesucher ab.
DOMRADIO.DE: Wie kommt dieses Konzept in der Gemeinde an? Haben Sie das schon testen dürfen im Gottesdienst?
Schulte: Nein, noch nicht. Wir sind aber ganz gespannt, denn wir haben die Orbi-Heater jetzt bekommen, sie sind installiert und hängen. Im Moment ist eine Elektrofirma dabei sie zu verkabeln, damit wir dieses Wärmeempfinden auch tatsächlich bei den Gemeindemitgliedern austesten können.
Wir haben uns allerdings vor anderthalb Jahren, als wir uns überlegt haben, ob wir uns diese Wärmestrahler anschaffen sollen, einen solchen Orbi-Heater angeschaut. Wir haben uns in einer kleinen Kirche in Fulda drunter gesetzt und es war ein ganz tolles Wärmeempfinden. Denn im Grunde fühlt es sich an als hätten sie kleine Sonnen in der Kirche. Denn diese Infrarotstrahlung ist schon mit der Sonnenstrahlung vergleichbar. Es ist nicht so, dass sich nur der Kopf erhitzt und sonst nichts, sondern es erwärmt sich quasi der ganze Körper. Das ist das Schöne.
Und der Preis ist einfach der Knaller. Sie sprachen gerade die 420 Euro Kosten an pro Gottesdienst mit den sechs Stunden Ölheizung. Wir haben im Moment noch einen Preis von 30 Cent je Kilowattstunde, das ergibt dann 12 bis 15 Euro für eine Stunde Gottesdienst mit allen Orbi-Heatern. Selbst wenn sich der Strompreis vervierfacht, sind wir bei 50 bis 60 Euro. Das heißt, wir sparen locker 400 Euro, so würde ich schätzen, pro Gottesdienst oder pro Veranstaltung mit der Nutzung dieser Infrarotstrahlung.
DOMRADIO.DE: Da haben Sie wahrscheinlich die Anschaffungskosten relativ schnell wieder raus, oder?
Schulte: Ich denke doch schon. Wir haben etwa 100 Veranstaltungen, davon rund 60 bis 65 Gottesdienste plus Konzerte und Veranstaltungen wie Chorproben oder dergleichen. Wenn Sie jedes Mal pro Veranstaltung 400 € sparen, dann sind wir bei 40.000 Euro im Jahr. Dann sind die Orbi-Heater, die allerdings in der Anschaffung auch rund 100.000 Euro gekostet haben mit Installation und allem, in etwa zwei Jahren wieder rausgewirtschaftet.
Das Interview führte Michelle Olion.