Rörig fordert weitere Konsequenzen im Erzbistum Köln

Kirche in einer Vorreiterrolle

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung fordert vom Erzbistum Köln weiteres Engagement bei der Aufklärung von sexualisierter Gewalt. Insgesamt sehe er die katholische Kirche aber in einer "Vorreiterrolle".

Johannes-Wilhelm Rörig / © Gregor Fischer (dpa)
Johannes-Wilhelm Rörig / © Gregor Fischer ( dpa )

"Die ersten Suspendierungen sind sicher ein wichtiger Schritt, aber jetzt muss für jedermann in Köln und außerhalb erkennbar werden, dass unberechtigter Institutionenschutz der Vergangenheit angehört", sagte Johannes-Wilhelm Rörig der Kölnischen Rundschau (Samstag). In der jetzt anstehenden unabhängigen Aufarbeitung sei "absolute Transparenz" nötig. "Dazu gehört, dass mit Respekt und Demut mit den Betroffenen umgegangen wird."

Die Kölner Anwaltskanzlei Gercke Wollschläger habe die Grenzen einer juristischen Aufarbeitung gut dargestellt, sagte der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. Es müsse aber auch aufgeklärt werden, "was nicht in den Akten steht". Rörig forderte: "Die Betroffenen gehören in den Blick genommen, ihr körperliches und seelisches Leid, der rigorose und oft herzlose Umgang kirchlicher Autoritäten mit den kindlichen Opfern."

Katholische Kirche in einer "Vorreiterrolle"

Insgesamt sehe er die katholische Kirche aber in einer "Vorreiterrolle", sagte der Missbrauchsbeauftragte. Es sei "wichtig, dass andere Institutionen es ihr gleichtun". Die Evangelische Kirche und die katholischen Orden seien hier auf einem guten Weg. In Schulen und im Sport gebe es noch viel zu tun.

Der Kölner Rechtsanwalt Björn Gercke hatte am Donnerstag ein Rechtsgutachten vorgestellt, das den Umgang der Bistumsleitung mit Missbrausfällen zwischen 1975 und 2018 untersucht. Die Gutachter zählten zahlreiche Pflichtverletzungen und belasten mehrere Bischöfe schwer, darunter den verstorbenen Amtsvorgänger Woelkis, Kardinal Joachim Meisner, den Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp und den heutigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße.


Quelle:
epd