Moraltheologe: Shutdown hat die Kirche durchaus bereichert

"Kirche ist mehr als Eucharistie"

​Der katholische Regensburger Moraltheologe Rupert Scheule ist davon überzeugt, dass der Shutdown die Kirche in mancherlei Hinsicht auch bereichert hat. Es gelte aber auch, über eine Rückkehr der Menschen in die Gotteshäuser nachzudenken.

Heilige Kommunion in Zeiten von Corona / © Julia Steinbrecht (KNA)
Heilige Kommunion in Zeiten von Corona / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Wir sahen: Kirche ist mehr als Eucharistie. Kirchliche Gemeinschaft geht auch digital. Zumindest irgendwie", sagte Scheule dem Magazin "misericordia", herausgegeben von der Bayerischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder.

Nun aber gelte es darüber nachzudenken, wie es gelinge, die Menschen beizeiten wieder in die Gotteshäuser zurückzubringen. Auch dazu brauche es gute Einfälle.

Der Theologe räumte ein, dass er anfangs auch damit seine Probleme gehabt habe, dass öffentliche Gottesdienste nicht mehr stattfanden. "Wie können wir uns selbst auf diese Weise abmelden von der Bildfläche in der größten Krise seit Jahrzehnten?", sei ihm durch den Kopf gegangen. Aber die Entscheidung sei natürlich wegen des Infektionsrisikos sinnvoll gewesen.

Kirchliches Leben in der Krise

Nach ein paar Tagen der Schockstarre habe sich aber das kirchliche Leben wieder geregt, sagte Scheule. "Wie viele andere habe ich mit Whats-App und You-Tube-Predigten angefangen und in zahlreichen Familien gab es tatsächlich Hausandachten." Homechurching funktioniere also.

Weiter sei deutlich geworden, dass hilfsbereite Menschen auch unter Corona-Bedingungen mit dem Helfen nicht aufhörten. Das verlange Einfallsreichtum, nicht nur in den Sozialen Medien: "Die Pandemie macht uns nicht alle zu besseren Menschen, aber gute Menschen macht sie einfallsreicher." Diese Gesellschaft habe Solidarität noch nicht verlernt.

Was die eingeschränkten Freiheiten betreffe, so gebe es solche, die schmerzten, meinte Scheule, aber da seien zugleich die Pseudo-Freiheiten: "Die Tagungen, Konferenzen und Besprechungen, für die wir von einem Ende der Republik zum anderen reisen, hatten doch schon vor Corona wenig zu tun mit Freiheit." Die Krise habe gezeigt, dass es dank guter Digitaltechnik auch anders gehe.


Rupert Scheule, Professor für Moraltheologie und Christliche Sozialwissenschaften / © Harald Oppitz (KNA)
Rupert Scheule, Professor für Moraltheologie und Christliche Sozialwissenschaften / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
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