Der umstrittene Wahlsieger Juan Orlando Hernandez präsentiert sich gesprächsbereit. Ein nationaler Dialog biete die Chance, verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen, ließ der konservative Politiker laut Zeitung "La Tribuna" am Freitag verkünden. Orlando Hernandez hatte nach dem wochenlangen Hickhack um das Wahlergebnis zu einem Runden Tisch gebeten. Gekommen waren neben Vertretern der Honduranischen Bischofskonferenz auch Sprecher verschiedener Universitäten, Industrie- und Wirtschaftsverbände.
Wege zum Dialog
Es sei unverzichtbar, Wege zu einem Dialog zu finden. Nur so könnten Land und Gesellschaft vorankommen, sagte der Rektor der Universität UNAH, Francisco Herrera Alvarado, gegenüber Medienvertretern. Auch die Vertreterin der privaten Universitäten, Janse Carolina Funez, unterstrich die Bedeutung eines Dialogs: "Es ist notwendig, der jeweils anderen Seite zuzuhören", sagte Funez. Um Lösungen zu finden, sei es notwendig, konstruktiv zu arbeiten und nichts zu zerstören.
Doch zerstört worden ist in Honduras in den vergangenen Wochen eine ganze Menge. Die staatliche Wahlbehörde TSE hatte Amtsinhaber Juan Orlando Hernandez drei Wochen nach dem Urnengang zum Sieger der Präsidentschaftswahlen erklärt. Der konservative Politiker lag laut offiziellen Angaben mit 42,95 Prozent der Stimmen vorne. Auf den Linkskandidaten Salvador Nasralla entfielen demnach 41,42 Prozent.
Vorwurf des Wahlbetrugs
Wegen des knappen Vorsprungs gab es harte Auseinandersetzungen um das Wahlergebnis. Die Opposition wirft der Regierung Wahlbetrug vor, Nasralla selbst legte vor wenigen Tagen eine Auswahl an Beweisen vor, die die Manipulation bestätigen sollen. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) kritisierte in einer Stellungnahme, dass der Wahlgang Defizite und Unregelmäßigkeiten aufwies. Der Vorstoß von OAS-Generalsekretär Luis Almagro, Neuwahlen auszurichten, ging allerdings ins Leere. Die Regierung Orlando Hernandez sieht sich im Recht.
Die teilweise blutigen Auseinandersetzungen kosteten bislang zwölf Menschenleben. Experten von OAS und UN zeigten sich tief besorgt. Sie verurteilten den Einsatz unverhältnismäßiger Gewalt der Sicherheitskräfte, um die Proteste niederzuschlagen. Betroffene Demonstranten wiesen Spuren von brutaler Gewalteinwirkung sowie Folter auf, hieß es.
Chance in der Krise
Angesichts des tiefen Grabens zwischen dem linken und dem rechten Lager in Honduras wird nun fieberhaft an einer Institution oder Persönlichkeit gesucht, die von beiden Seiten als Vermittler akzeptiert wird. Die Handelskammer brachte die honduranische Kirche ins Spiel. Auch die Bischöfe selbst meldeten sich in dieser Woche zu Wort. Sie sehen in der aktuellen Krise sogar eine Chance, wenn es gelänge einen nationalen Pakt zu vereinbaren.
Voraussetzung dafür ist allerdings auch aus Sicht der Bischöfe ein offener Dialog, der alle Bereiche der Gesellschaft umfasst. Nur dann könnten der Rechtsstaat in Honduras und seine Institutionen gestärkt, Fortschritte im Kampf gegen die Straflosigkeit, die Korruption, die organisierte Kriminalität erreicht werden.
Doch Linkskandidat Nasralla stellt sich quer. Er werde sich nur mit Orlando Hernandez treffen, wenn dieser in Neuwahlen einwillige, sagte er. Ansonsten gebe es keinen Dialog.
Tobias Käufer