Wahlen in Honduras: Kirche will bei Krise vermitteln

Neuauszählung gefordert

Honduras am Scheideweg: Wegen der blutigen Proteste nach den Präsidentschaftswahlen wurde der Ausnahmezustand verhangen. Die Kirche ruft zur Besonnenheit auf - und fordert eine Neuzählung der Stimmzettel.

Wahlen in Honduras  / © Rodrigo Abd (dpa)
Wahlen in Honduras / © Rodrigo Abd ( dpa )

Angesichts der schweren innenpolitischen Krise nach den Präsidentschaftswahlen in Honduras ruft die Kirche die Konfliktparteien zu Gewaltfreiheit und Besonnenheit auf und fordert eine Neuauszählung der Stimmen. In dieser schwierigen politischen Stunde habe das Land kein Recht, einmal mehr beim Aufbau seiner Demokratie zu scheitern, zitieren honduranische Medien (Sonntag Ortszeit) aus einer Erklärung der nationalen Bischofskonferenz.

Die Bischöfe riefen die Wahlbehörde auf, die von den Parteien geforderte Überprüfung der Wahlakten zuzulassen. Eine solche Neuauszählung müsse von Beobachtern der EU, der Organisation Amerikanischer Staaten, der G16-Gruppe sowie von Repräsentanten der beiden politischen Parteien begleitet werden. Beide Seiten seien aufgerufen, während der Neuauszählung ihre Lager zu Ruhe und friedlichem Zusammenleben aufzufordern.

Zweifel an der Wahl

In Honduras gibt es auch eine Woche nach den Wahlen noch kein offizielles Endergebnis. In den ersten Tagen der Auszählung führte der Kandidat des Linksbündnisses, Salvador Nasralla (64); danach holte der konservative Amtsinhaber Juan Orlando Hernandez (49) den Rückstand auf und lag am Ende mit rund 50.000 Stimmen vorn. Die Opposition zweifelt das Wahlergebnis an und rief zu Protesten auf. Die Wahlbehörde will einen Teil der Stimmen neu auszählen lassen. Am Wochenende kam es zu schweren Ausschreitungen; die Regierung verhängte eine Ausgangssperre.

Am Sonntag kam es zu Massendemonstrationen im ganzen Land, die Menschen riefen in Anspielung auf die Initialen des Staatschefs: "Weg mit JOH, Weg mit JOH." Zwei Menschen starben in den vergangenen Tagen bei Protesten, darunter eine 19-Jährige durch Schüsse. Die Regierung hatte zuvor den Ausnahmezustand ausgerufen, zudem gilt eine Ausgangssperre zwischen 18.00 und 6.00. 

Barrikaden und Brandsätze

Die Lage ist extrem angespannt, in den vergangenen Tagen wurden in Tegucigalpa und anderen Städten Barrikaden errichtet und Brandsätze gelegt, die Polizei setzte Tränengas ein. Er werde das offizielle Ergebnis nicht anerkennen, hat Nasralla angekündigt. Schon 2013 war der Sportjournalist für die Antikorruptionspartei (PAC) angetreten, unterlag aber dem konservativen Kandidaten Hernández.

Zu den Kundgebungen am Wochenende hatte Ex-Präsident Manuel Zelaya aufgerufen. Er war 2009 vom Militär aus dem Amt geputscht worden und lebte danach zeitweise im Exil in der Dominikanischen Republik, bevor er 2011 zurückkehren konnte. Das war eine Bedingung, damit Honduras wieder in die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) aufgenommen werden konnte. Zelaya ist ein Verbündeter von Nasralla. Der frühere Zentralbankchef Hugo Noé Pino betonte, es gelte zu verhindern, dass die Nationalpartei des Präsidenten Hernández eine Diktatur im Land errichte, mit Hilfe eines von der Wahlbehörde unterstützten Betrugs.

Deutsches Außenministerium rät zu Vorsicht

Militär und Polizei sind in erhöhter Alarmbereitschaft. Immer wieder verschob die Wahlbehörde die Veröffentlichung des Endergebnisses, so sollten noch einmal hunderte Urnen geöffnet und Stimmen nachgezählt werden. Das deutsche Außenministerium riet zu erhöhter Vorsicht: "Reisenden wird dringend empfohlen, die Ausgangssperre einzuhalten, die lokalen Medien aufmerksam zu verfolgen, Menschenansammlungen zu meiden und den Anweisungen der Sicherheitskräfte Folge zu leisten."

Das Land mit seinen acht Millionen Einwohnern gilt als eines der ärmsten und gefährlichsten in Mittelamerika. In den letzten Tagen kam es auch zu Plünderungen. Menschen drangen in Geschäfte und Einkaufszentren ein und stahlen Lebensmittel, Kleidung und Elektrogeräte. Hernández rief die Menschen zu Besonnenheit auf: "Ich fordere das honduranische Volk und die Leute meiner Partei dazu auf, Ruhe zu bewahren und auf das Ergebnis des Wahlamts zu warten."


Oppositionskandidat Salvador Nasralla / © Rodrigo Abd (dpa)
Oppositionskandidat Salvador Nasralla / © Rodrigo Abd ( dpa )
Quelle:
KNA , dpa
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