Ein Göttinger Forscher hat gemeinsam mit italienischen Kollegen ein gefälschtes Dokument aus dem späten 18. Jahrhundert enttarnt. Den entscheidenden Hinweis brachte laut Mitteilung der Universität Göttingen vom Dienstag eine Kirche in Pisa (Italien).
Historiker Boris Gübele habe im Diplomatischen Apparat, einer Lehrsammlung der Universität Göttingen, mögliche Ausstellungsstücke für das Göttinger Wissensmuseum "Forum Wissen" gesichtet. Bei einer auf das Jahr 1266 datierten Urkunde seien ihm Ungereimtheiten aufgefallen. Nicht nur sei das Dokument - unüblich für diese Zeit - in italienischer Sprache verfasst gewesen. Was den wissenschaftlichen Mitarbeiter am Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte laut Mitteilung an der Echtheit des Dokuments zweifeln ließ, war die Erwähnung einer bestimmten Kirche in Pisa, die es damals noch gar nicht gab. Die Kirche sei erst deutlich später, im 14. Jahrhundert, gebaut worden.
Bekannter Urkundenfälscher am Werk
Gübele und Kollegen identifizierten die Urkunde als Werk des Fälschers Domenico Cicci, der im späten 18. Jahrhundert vermutlich bis zu 200 Urkunden fälschte, die allesamt aus dem Mittelalter stammen sollen. In diesen stellte er seine Vorfahren laut Uni Göttingen als Bischöfe und Notare, als Erben von Ländereien und sogar als Kreuzfahrer und Ordensritter dar. Ziel des Unterfangens sei gewesen, Ciccis Familie den Aufstieg in den Adel zu ermöglichen, was ihm auch gelungen sei.
"Das Machwerk des italienischen Fälschers aus dem 18. Jahrhundert hätte die Geschichtswissenschaft beinahe auf eine falsche Spur geführt, weil es zu einer Neudatierung der Kirche hätte führen können", sagte Gübele. Der Historiker warnte: "Zahlreiche Fälschungen von ihm könnten noch unerkannt in verschiedenen Archiven liegen."