Kirchen besorgt über Zuspitzung des Berg-Karabach-Konfliktes

Von Versorgung abgeschnitten

Die christlichen Kirchen in Deutschland und Armenien haben vor einer humanitären Katastrophe in der Konfliktregion Berg-Karabach gewarnt. Derzeit wird die Region durch militärische Blockaden von der Versorgung abgeschnitten.

Fahnen von Armenien (l.) und Karabach (r.) / © Andrea Krogmann (KNA)
Fahnen von Armenien (l.) und Karabach (r.) / © Andrea Krogmann ( KNA )

Rund 120.000 Menschen in der sowohl von Armenien als auch von Aserbaidschan beanspruchten Region seien durch militärische Blockaden aktuell von der Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten abgeschnitten, hieß es am Freitag in Köln bei einer Fachtagung zur Gefährdung des christlichen Kulturerbes in Berg-Karabach.

Ausrichter waren die katholische Deutsche Bischofskonferenz, die Evangelische Kirche in Deutschland sowie die Armenische Apostolische Kirche.

Konflikt in Berg-Karabach / © David Ghahramanyan/NKR InfoCenter PAN Photo/AP (dpa)
Konflikt in Berg-Karabach / © David Ghahramanyan/NKR InfoCenter PAN Photo/AP ( dpa )

Insbesondere in den vergangenen Monaten habe sich der Konflikt um die hauptsächlich von Armeniern bewohnte Enklave wieder zugespitzt, erklärte der Primas der Armenischen Apostolischen Kirche in Deutschland, Bischof Serovpe Isakhanyan.

"Angesichts der bedrohlichen und für die Menschen der Region zunehmend untragbaren Situation rufen wir zu Solidarität und Gebet auf." Aserbaidschan blockiere seit Dezember den Latschin-Korridor, die einzige Verbindung von Berg-Karabach nach Armenien.

Politische Antwort auf Konflikt

Der katholische Weltkirche-Bischof Bertram Meier betonte, es sei notwendig, eine politischen Antwort auf den Konflikt zu geben: "Es ist unsere Aufgabe als Christen, den Dialog zwischen den verschiedenen Völkern, Religionen und politischen Überzeugungen anzuregen, damit unseren Geschwistern im Südkaukasus ein Zusammenleben in Frieden und Versöhnung möglich ist."

Bertram Meier / © Dieter Mayr (KNA)
Bertram Meier / © Dieter Mayr ( KNA )

Die Kirchen zeigten sich ebenso besorgt über das christliche Kulturerbe in der Region, das durch den Konflikt bedroht werde.

Berg-Karabach ist eine der ältesten christlich geprägten Regionen der Welt. Klöster und Kirchen, die zum Teil mehr als 1.000 Jahre als sind, seien von Entwidmung und Zerstörung bedroht. Inschriften und Grabmäler würden aus identitätspolitischen Gründen vernichtet.

Meier rief auch die Europäische Union auf, "sich zum Wohle aller Menschen in der Region und zum Erhalt der jahrtausendealten Kultur für eine friedliche Lösung des Konflikts einzusetzen".

Kirchen in Armenien

Mit mehr als 1.700 Jahren Tradition als Staatsreligion ist Armenien die erste christliche Nation in der Geschichte. Im Jahr 301 ließ der armenische König Trdat III. sich und seine Untertanen taufen. Die armenische Kirche zählt wie die Kopten und Äthiopier, die syrische Kirche und die indischen Thomas-Christen zu den sogenannten altorientalischen Kirchen. Diese sind sowohl von Rom als auch von den orthodoxen Kirchen getrennt, weil sie die Lehre des Konzils von Chalcedon (451) von den zwei Naturen Christi nicht akzeptierten.

Kloster Noravankh in Armenien / © Alexander Brüggemann (KNA)
Kloster Noravankh in Armenien / © Alexander Brüggemann ( KNA )
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