Kirchen empört über rassistische Anzeige in sächsischem Amtsblatt

"Beschämend, provozierend, dreist"

Rassismus im Amtsblatt, Entsetzen der Kirchen, Strafanzeige vom Bürgermeister: Ein Dachdecker nutzte das Amtsblatt der Kreisstadt Sebnitz für eine rassistische Anzeige. Die beiden Kirchen reagieren mit scharfer Kritik.

Meißener Dom / © Photoillustrator (shutterstock)

Sachsens Kirchen haben auf die rassistische Anzeige eines Handwerkers im aktuellen Amtsblatt der Großen Kreisstadt Sebnitz mit großer Empörung reagiert. "Als katholische Kirche der Region sind wir erschüttert, mit welcher Dreistigkeit hier rassistisches und antisemitisches Vokabular genutzt, verbreitet und das dahinterstehende Gedankengut zur Schau gestellt wird", erklärte der Sprecher des Bistums Dresden-Meißen, Michael Baudisch, am Donnerstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Die leitende evangelische Geistliche im Kirchenbezirk Pirna, Superintendentin Brigitte Lammert, sagte auf Anfrage: "In welche Richtung soll sich unsere Gesellschaft entwickeln, wenn beschämende, provozierende, dreiste und menschenverachtende Äußerungen in privaten Anzeigen im Amtsblatt geäußert werden dürfen."

Bürgermeister hat Anzeige erstattet

In dem am Donnerstag erschienenen Amtsblatt befindet sich eine ganzseitige Anzeige eines örtlichen Dachdeckers, der zum 30-jährigen Firmenjubiläum seinen Kunden für ihre Treue dankt und zugleich einen Ausbildungsplatz anbietet, allerdings mit dem Zusatz: "Aber: keine Hakennasen, Bimbos oder Zeppelträger!"

Der Bürgermeister von Sebnitz, Ronald Kretzschmar, sagte dem MDR, die Anzeige sei beschämend und untragbar. Er habe Strafanzeige gegen den Dachdecker gestellt, ebenso gegen den Verlag, der für die Anzeigen im Amtsblatt zuständig sei. Die Stadtverwaltung sehe diese nicht vor Erscheinen. "Volksverhetzung, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit haben bei uns keinen Platz und werden in jeder Form abgelehnt", schreibt die Stadt in einer Stellungnahme.

Kirchen warnen vor Verrohung der Sprache

Der Verlag seinerseits distanzierte sich auf MDR-Anfrage von der Veröffentlichung der Anzeige und sprach von einem "schwerwiegender Fehler, für den wir aufrichtig um Entschuldigung bitten. Wir bedauern zutiefst, dass er geschehen ist." Inzwischen hat die Stadt eine neue Version des Amtsblatts auf ihre Homepage gestellt - ohne die entsprechende Seite. Die Kirchen begrüßten das Vorgehen von Stadt und Bürgermeister. Volksverhetzung, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit müsse entschieden entgegengetreten werden, so Bistumssprecher Baudisch.

"Diese Verrohung der Sprache ist menschenverachtend und darf nicht unwidersprochen bleiben." Superintendentin Lammert warnte, es beginne mit solchen Grenzüberschreitungen: "Sie werden unsere Sprache verrohen und unsere Handlungen beeinflussen. Schneller als wir vermuten entsteht dadurch Intoleranz, Missbrauch der demokratischen Grundlagen, Gewalt und Diktatur." Noch könne man dem entgegen wirken: "Indem wir aufmerksam und schnell auf Grenzverletzungen der Menschenwürde reagieren und uns einsetzen für Nächstenliebe und Zusammenhalt."

Religionen beteiligen sich an Wochen gegen Rassismus

Neun Religionsgemeinschaften beteiligen sich an den Internationalen Wochen gegen Rassismus. Die an rund 2.000 religiösen Feiern und Zeremonien Beteiligten stimmten darin überein, dass Rassismus und Gewalt mit religiösen Werten nicht vereinbar seien, teilte die Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus in Darmstadt am Montag mit. An den bis 2. April dauernden UN-Wochen beteiligten sich Angehörige der alevitischen, buddhistischen, christlichen, jesidischen, hinduistischen, jüdischen und muslimischen Religionsgemeinschaften sowie der Bahai- und der Sikh-Religion.

Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg / © Kurt-Georg Rabe (shutterstock)
Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg / © Kurt-Georg Rabe ( shutterstock )
Quelle:
DR

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