Wie das Bistum Osnabrück Kirche in den sozialen Medien denkt

Nonnen, TikTok und Dialekte

Diakon Urs von Wulfen verantwortet die Social-Media-Aktivitäten des Bistums Osnabrück. Er erklärt, warum Kirche auf TikTok gehört, was Benediktinerinnen so erfolgreich macht und wie eigen der Gottesdienst auf Baltrum ist.

Autor/in:
Carsten Döpp
Die meisten Eltern wissen nicht, was Kinder und Jugendliche daheim am Handy machen. Dafür ist wichtig, dass auch Eltern in Medienkompetenz geschult werden. / © aerophoto (shutterstock)
Die meisten Eltern wissen nicht, was Kinder und Jugendliche daheim am Handy machen. Dafür ist wichtig, dass auch Eltern in Medienkompetenz geschult werden. / © aerophoto ( (Link ist extern)shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie sind einer der Treiber der Social-Media-Aktivitäten des Bistums Osnabrück. Warum gehört Kirche auf Plattformen wie Instagram oder TikTok?

Urs von Wulfen, Diakon und Social-Media-Manager des Bistums Osnabrück (privat)
Urs von Wulfen, Diakon und Social-Media-Manager des Bistums Osnabrück / ( privat )

Urs von Wulfen (Diakon und Social-Media-Manager des Bistums Osnabrück): Das Motto des Bistums Osnabrück lautet: "Wir sind Gott und den Menschen nah." Und wenn man den Menschen nah sein will, muss man dahin gehen, wo sie sind. Und sie sind natürlich auch auf Social Media.

DOMRADIO.DE: Ist Ihr Motto: je abgedrehter, desto besser? Also Dinge posten oder Videos einstellen, die man erst mal gar nicht mit Kirche verbindet?

Von Wulfen: Ja, ein bisschen vielleicht. Aber man muss natürlich schauen – das hat der heilige Ignatius schon gesagt – wenn man irgendwohin kommen will, um das Wort Gottes zu verbreiten, dann muss man gucken: Wie ist hier die Kultur? Wie funktioniert das Leben hier? Das hat er damals gemacht, und das müssen wir als Kirche in den sozialen Medien auch tun. Wenn die Leute dort lustige Videos machen, müssen wir in einem gewissen Rahmen auch mitmachen.

DOMRADIO.DE: Sie machen also mit – und hatten mit einem Nonnen-Video auf TikTok einen riesigen Klick-Erfolg. Osnabrücker Benediktinerinnen nehmen uns da mit in ihren Klosteralltag. Es gab mehr als eine Million Aufrufe binnen weniger Tage, habe ich gelesen. Warum kommt das so gut an?

Von Wulfen: Mittlerweile gibt es sogar zwei Videos mit jeweils über zwei Millionen Aufrufen. Das sind die, in denen wir ein bisschen TikTok-Trends aufgenommen haben, ein bisschen humorvoll. Erst mal ist das ein Hingucker – wie Sie gesagt haben: Die Leute rechnen nicht damit, dass Nonnen so etwas machen. Und der Rest ergibt sich dann daraus. Die Leute stellen wahnsinnig viele Fragen zum Klosterleben. Wir arbeiten gerade daran, dass die Nonnen diese Fragen auf TikTok bei 'Kirche Osnabrück' beantworten. Die Leute finden dieses Leben sehr faszinierend, weil es auch eine Provokation ist.

Urs von Wulfen

"Das ist besonders auffällig: Es gibt fast nur positive Kommentare."

DOMRADIO.DE: Und diese Fragen werden klar und einfach beantwortet? Die Nonnen machen da aktiv mit?

Von Wulfen: Ja, absolut. Wir haben da Schwester Josefine und die Postulantin Melanie, die regelmäßig Fragen beantworten. Es geht um Fragen wie: Dürft ihr ein Handy haben? Dürft ihr aus dem Kloster raus? Dürft ihr auch mal andere Sachen anziehen? Habt ihr Urlaub? Solche Fragen eben.

DOMRADIO.DE: Sie erreichen mit solchen Videos auf TikTok oder Instagram besonders die jungen Leute. Welche Reaktionen kommen denn von den Nutzerinnen und Nutzern?

Von Wulfen: Das ist besonders auffällig: Es gibt fast nur positive Kommentare. Wir haben ganz wenig Hate in den Kommentaren – zumindest, wenn es um die Nonnen geht. Bei anderen Themen sieht das bei katholischer Kirche anders aus.

DOMRADIO.DE: Sie sind selbst auch sehr aktiv. Was machen Sie konkret?

Von Wulfen: Ich bin beim (Link ist extern)YouTube-Kanal "Das Bodenpersonal" dabei. Da machen wir schon seit Jahren Videos. Und wir haben gerade eine neue Staffel vom (Link ist extern)Podcast "Isses Sünde ...?" gestartet. Da machen wir so die üblichen Podcastsachen, aber auch viele andere Dinge.

Der Social-Media-Manager des Bistums Osnabrück, Diakon Urs von Wulfen, bei der Aufnahme für den Podcast "Isses Sünde ...?" des YouTube-Kanals "Das Bodenpersonal". (privat)
Der Social-Media-Manager des Bistums Osnabrück, Diakon Urs von Wulfen, bei der Aufnahme für den Podcast "Isses Sünde ...?" des YouTube-Kanals "Das Bodenpersonal". / ( privat )

DOMRADIO.DE: Welche Ideen haben Sie für die Zukunft? Da kommt doch bestimmt noch mehr.

Von Wulfen: Ja, wir sind erst mal stark dabei, die Nonnen-Videos weiterzuführen und die Fragen abzuarbeiten. Wir wollen mit ihnen dranbleiben. Aber natürlich schauen wir auch auf andere Ordensgemeinschaften. Das ist noch spannend und nicht so vorurteilsbelastet wie manch andere Themen in der katholischen Welt.

DOMRADIO.DE: Sie sind gerade auf der ostfriesischen Insel Baltrum. Sie sind dort für die katholische Kirche im Ostereinsatz. Das machen Sie regelmäßig als Diakon. Und auch da entsteht Social-Media-Content?

Von Wulfen: Ja, genau. Wir machen für den Kanal "Kirche Osnabrück" Inhalte von hier, weil die Nonnen in der Karwoche anderes zu tun haben, sage ich mal. Wir zeigen, wie es ist, Gastküster auf Baltrum zu sein. Die kirchliche Arbeit hier ist komplett ehrenamtlich. Es gibt kein festes pastorales Personal. Dann wird die Lesung zum Beispiel auf Hessisch vorgetragen, und die Fürbitten sind auf Bairisch – je nachdem, wer gerade da ist.

DOMRADIO.DE: Die Dialekte haben Sie also alle drauf?

Von Wulfen: Nein, leider nicht. Aber die Leute machen das ja selbst. Wir stehen an der Kirchentür und fragen: Wer will heute die Fürbitten machen? Dann kommen Leute, die das machen. Wenn der eine dann aus Bayern ist, klingt das eben bairisch. Und die Lesung ist auf Hessisch. Das ist das Schöne. Wir sind hier eine aktive, neue Gemeinde, die jedes Mal anders aussieht. Es kommen erstaunlich viele Leute in die Gottesdienste. Am Palmsonntag waren über hundert Menschen da – und für Baltrum ist die Kirche dann wirklich voll.

Das Interview führte Carsten Döpp.

Bistum Osnabrück

Das Bistum Osnabrück besteht seit mehr als zwölf Jahrhunderten. Die Anfänge gehen bis aufs Jahr 780 zurück, als Kaiser Karl der Große in Osnabrück eine Missionsstation errichtete. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die räumliche Gestalt des Bistums Osnabrück mehrfach.

Sonnenschein am Dom zu Osnabrück / © Nicolas Ottersbach (DR)
Sonnenschein am Dom zu Osnabrück / © Nicolas Ottersbach ( DR )
Quelle:
DR

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