"Freiheit und Verantwortung sind für Sie keine bloßen Worte, sondern Verpflichtung und Grundlage Ihres politischen Handelns", schrieb der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz an den künftigen Bundespräsidenten. Als überzeugter Europäer trete Steinmeier "für die Überwindung von Grenzen und Mauern ebenso ein wie für die freiheitliche Ordnung, die Grundlage unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens ist". Freiheit und Verantwortung seien für Steinmeier "keine bloßen Worte", so Marx.
Die katholische Kirche werde Steinmeiers Arbeit "gerne und engagiert" unterstützen, schrieb der Münchner Erzbischof weiter. "Es ist uns ein Anliegen, als starke und sichtbare gesellschaftliche Kraft unser Land mitzugestalten." Hier sehe er eine Verpflichtung der Kirche, "nicht nur von ihrem caritativen Grundauftrag her, sondern auch dann, wenn es um ethische Fragen, soziale Gerechtigkeit oder die barmherzige Fürsorge für Menschen geht, die Flucht und Vertreibung erlitten haben".
Populäres Staatsoberhaupt
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verwies auf Steinmeiers Popularität. "Ich gratuliere ihm herzlich zur Wahl und wünsche ihm Gottes Segen im höchsten Amt unseres Landes", schrieb der EKD-Ratsvorsitzende, der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Steinmeier führe seit über 50 Wochen die Beliebtheitsskala deutscher Politiker an. Nun stehe er auch an der Spitze des Staates. Der SPD-Politiker ist evangelisch-reformierter Christ.
Steinmeier ist am Sonntag von der Bundesversammlung mit großer Mehrheit im ersten Wahlgang zum Bundespräsidenten gewählt worden. Er wird am 18. März Nachfolger von Joachim Gauck.
Ökumenische Andacht
Bei einer ökumenischen Andacht hatten sich Spitzenpolitiker und Wahlleute am Morgen auf die Wahl des Bundespräsidenten eingestimmt. Der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei Bundesregierung und Bundestag, Martin Dutzmann, rief dazu auf, an den künftigen Bundespräsidenten keine überhöhten Erwartungen zu stellen.
"Auch ein Staatsoberhaupt ist und bleibt ein Mensch mit Stärken und Schwächen, mit Gaben und Fehlern, mit guten und mit schlechten Tagen", sagte Dutzmann. Der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Karl Jüsten, sagte, er wünsche sich, dass von der Bundesversammlung ein Signal für Gemeinsinn und inneren Zusammenhalt ausgehe.