Mit Leidenschaft kämpfte er für die Erneuerung seiner Kirche. Petrus Damiani, Eremit in der Kutte des heiligen Benedikt, war eine starke Persönlichkeit; er konnte mit dem Tadel leben, auch mal "Nestbeschmutzer" zu sein. Gegenüber Papst Leo IX. prangerte er "das höchst unflätige Leben" im Klerus an. Er empörte sich über Unzucht - und über Missbrauch von Minderjährigen "unter dem Deckmantel der Religion".
Verehrung wie einen Heiligen
In der Nacht auf den 23. Februar 1072 starb Petrus Damiani nahe seiner Geburtsstadt Ravenna. Der Heilige hatte den Papst an das biblische Strafmaß für sogenannte Kindsverführer erinnert: mit einem "Mühlstein um den Hals" ins Meer versenken, wie es beim Evangelisten Matthäus heißt. Die Autorität, die er genossen hatte, lebte nach seinem Tod fort. Gläubige verehrten Petrus wie einen Heiligen.
Auch Dante (1265-1321), der die weltlichen Rituale der päpstlichen Macht tadelte, liebte ihn. Der Dichter legt Damiani, dem er im Paradies seiner "Göttlichen Komödie" begegnet, seine Papstkritik dar: Die Apostelfürsten Petrus und Paulus seien "unbeschuht" über staubige Straßen gezogen. Wie amtsfremd seien die Machtdemonstrationen der Päpste! Aber der himmlische Insider bittet Dante um "Geduld" mit einer Institution, die sich immer wieder erneuert habe.
Petrus Damiani trotz Kritik loyal
Der Ordensmann war bei aller Kritik loyal. Petrus arbeitete, zum Kardinal berufen wider Willen, an der Seite des späteren Papstes Gregor VII. für den Aufstieg des Papsttums als zentraler Autorität in Europa. Ihn hatte die destruktive Kraft des stadtrömischen Adels auf dem Papstthron traumatisiert. Der Mönchskardinal wirkte durch sein Leben, wie ihm Leo IX., der große Reformpapst aus dem Elsass, bescheinigte. Petrus galt der Apostolische Stuhl als die "Mutter aller Kirchen".
Damiani wurde um 1006/1007 in der Hafenstadt Ravenna geboren. Früh Vollwaise, erkämpfte er sich den Bildungsaufstieg hart, mit der Hilfe von Geschwistern. Petrus wurde Rhetoriklehrer in der Heimatstadt.
Prägung von reformfreudigen Bischöfen
Ravenna, das seit der Spätantike eine Kaiserstadt war, war geprägt von meist reformfreudigen Bischöfen aus Deutschland, die der Kaiser ernannt hatte. Deshalb war Petrus eher als sein Mitstreiter Hildebrand, der spätere Papst Gregor VII., bereit, den Draht zum deutschen Kaiserhof zu halten. Der 28-jährige Jurist war ein Spätberufener, als er der Einsiedlergemeinschaft Fonte Avellana in Mittelitalien beitrat, die nach der Benediktsregel lebte und heute noch besteht.
Meister der lateinischen Sprache
Petrus' Lebens- und Berufserfahrung spiegelt sich in seinen 180 erhaltenen Briefen. Er war ein Meister der lateinischen Sprache. In "offenen Briefen" mahnte er zur Reform, "das Krebsgeschwür" im Klerus zu tilgen: Verstöße gegen das Keuschheitsgebot, den Zölibat und gegen das biblische Verbot, kirchliche Ämter zu kaufen. In Privatbriefen äußerte er auch persönliche Gefühle; die Begegnung mit einer jungen Dame verewigte er wie folgt: "Hundert Lektüren der Evangelien-Geheimnisse" genügten nicht, um die "Erinnerung an Schönheit" aus dem Kopf zu schlagen.
Fonte Avellana machte Petrus zum Mittelpunkt einer weit ausstrahlenden Klosterreform. Kaiser Heinrich III. zog den Benediktiner als Berater für Clemens II. heran, den Papst aus Sachsen. Petrus reiste durch Europa, als Wander- und Bußprediger, als Kardinal und Legat. Großen Erfolg für das Papsttum errang er in Mailand.
Eine heikle Mission
Eine heikle Mission: Der junge König Heinrich IV., anders als sein Vater an Kirchenreformen uninteressiert, stellte sich auf die Seite des Mailänder Erzbischofs und seines verheirateten Klerus und behauptete, der Papst habe über die Kirche des heiligen Ambrosius keine Disziplinargewalt. Petrus gewann die Mailänder für seine Auffassung, dass allein der römische Bischof das Haupt der universalen Kirche sei. Ihm gelang es auch, eine schismatische Papstwahl beizulegen in einer Synode, an der auch der mächtige Erzbischof Anno von Köln mit Kollegen aus Deutschland teilnahm.
In seinen Briefen hinterließ Petrus eine Fülle an theologischen Gedanken. So überlegt er, ob der Priester in einer stillen Messe ohne Gemeinde die Anrede "Der Herr sei mit Euch" vortragen könne. Petrus bejaht: Niemand sei allein, weil jeder Christ dem mystischen Leib Christi, seiner Kirche, angehöre.