Kirchenvertreter demonstrierten in London gegen Armut

Lila Umzug für Frieden und Gerechtigkeit

"Das sieht hier aus wie ein Traubenhaufen", ruft Bischof John Bryson Chane aus Washington und zeigt auf die mit ihm versammelten anglikanischen Bischöfe in ihren lila Roben. Sie haben sich am Donnerstag in London versammelt, um für den Kampf gegen Armut zu demonstrieren. Dazu sind 650 derzeit auf der Lambeth-Konferenz in Canterbury versammelte anglikanische Bischöfe in die britische Hauptstadt gefahren. Unterstützung erhielten sie von ihren Partnern und Vertretern anderer Konfessionen und Religionen - insgesamt 1.500 Teilnehmer.

Autor/in:
Klaus Nelißen
 (DR)

Ihre Fordernung: Die Umsetzung der Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, insbesondere die Halbierung der weltweiten Armut bis 2015. "So einen Aufmarsch von Religionshäuptern für die Ärmsten der Armen hat diese Stadt noch nicht gesehen", schwärmt Jim Rosenthal stolz. Der Pressesprecher des weltgrößten Bischofstreffen der Anglikanischen Gemeinschaft hat monatelang auf diese Solidaritätsbekundung hingearbeitet.

Viele Bischöfe tragen Plakate mit Forderungen wie "Haltet Eure Versprechen" oder "Macht Ernst mit der Bekämpfung der Armut". Einige verteilen an Schaulustige Bibelausgaben, in denen 2.000 Stellen hervorgehoben sind, die von Frieden und Gerechtigkeit sprechen. In vorderster Reihe marschiert Erzbischof Rowan Williams von Canterbury, Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft - und an diesem Tag Kopf des "Zugs der Zeugen". Er zieht an der Downing Street, dem Sitz des Premierministers, entlang, dann am Parlamentsgebäude vorbei über die Themse zum Lambeth-Palast, dem Sitz des Erzbischofs von Canterbury.

"Herzensangelegenheit unserer christlichen Mission"
Neben Williams geht der katholische Erzbischof von Westminster, Kardinal Cormac Murphy-O'Conner. "Der Kampf für mehr Gerechtigkeit in der Welt gehört zu den Herzensangelegenheiten unserer christlichen Mission", erklärte er. "Es ist eine Schande, dass sich die Regierungen nur halbherzig an ihr Versprechen machen, Armut bis 2015 zu halbieren."

Obwohl die Zahl der Demonstranten längst nicht die Ausmaße von Großdemonstrationen erreicht, zeigte sich der britische Premierminister beeindruckt. "Dies ist eine der großartigsten Demonstrationen, die unser Land je gesehen hat", sagte Gordon Brown bei einem Treffen mit den Bischöfen. Er bat die Kirchenvertreter, beim UN-Gipfel in New York im September die Regierungschefs erneut an ihre Versprechen zu erinnern. "Glauben sie weiter an diese Sache", sagte er. Der Einsatz der Kirche habe enormen Einfluss.