Kirchenvertreter für Wächteramt des Staates gegen Missbrauch

Begleitung von außerhalb der Institution

Für eine bessere Aufarbeitung und Intervention bei sexuellem Missbrauch von Kindern fordern Kirchenvertreter mehr staatliches Engagement. Vom Staat werden dabei eigene unabhängige Ansprechstellen und Beauftragte gefordert.

Sonnenuntergang über dem Reichstagsgebäude in Berlin / © rajasen (shutterstock)
Sonnenuntergang über dem Reichstagsgebäude in Berlin / © rajasen ( shutterstock )

Kirchen wie andere Institutionen müssten dabei von außen begleitet werden, sagte der Leiter des Evangelischen Büros Nordrhein-Westfalen, Rüdiger Schuch, am Donnerstag bei einer Anhörung im Düsseldorf Landtag zu Gewalt im kirchlichen Raum. Dauerhaft könnten die Kirchen dies mit ihren eigenen Interventionsbeauftragten nicht leisten.

Verantwortung des Staates

Trotz professioneller Konzepte der Bistümer und Landeskirchen blieben deren jeweilige Beauftragte bezahlte Angestellte ihrer Kirche, räumten auch der Interventionsbeauftragte des Bistums Essen, Simon Friede, und die Leiterin der Fachstelle "Aktiv gegen sexualisierte Gewalt" der Diakonie Deutschland, Marlene Kowalski, ein. Das mehrfach geforderte Wächteramt des Staates müsse sich auch mit eigenen unabhängigen Ansprechstellen und Beauftragten zeigen.

"Der Staat ist verantwortlich, weil er die Institutionen vielfach beauftragt hat. Er muss seinem Wächteramt besser nachkommen", betonte Christine Bergmann von der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs bei der Bundesregierung.

Ruf nach staatlichen Mindeststandards für Aufarbeitung

Der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings / © Frank Biermann (epd)
Der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings / © Frank Biermann ( epd )

Der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings, plädierte für staatlich vorgegebene allgemeine Mindeststandards bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt. So könnten einerseits institutionsübergreifend generelle Risikofaktoren und Probleme erhoben werden, aber auch solche, die für bestimmte Organisationen wie etwa Kirchen spezifisch sind. Andererseits müsse nicht jede Organisation jeweils erklären, warum sie ihre Studie so und nicht anders anlegt.

Präventionsarbeit braucht nach Aussage von Katja Birkner, der Präventionsbeauftragten beim Erzbistum Köln, vielfach neue Impulse. Nach mittlerweile gut zwölf Jahren Erfahrung stecke diese Arbeit "gewissermaßen in der Pubertät". Vielfach lasse das Interesse nach oder es gebe Rückfragen zum betriebenen Aufwand. Deswegen sei nach wie vor Überzeugungsarbeit nötig. Zudem müssten die Familien der in den Einrichtungen und Verbänden betreuten Kinder besser über die Präventionsarbeit informiert werden. Die Experten äußerten sich bei einer öffentlichen Anhörung der Kinderschutzkommission des Landtags.

Kirche will Missbrauchsfälle auch mit Politik aufarbeiten

Die katholische Kirche in Deutschland will ihre Missbrauchsaufarbeitung verbessern - auch mit Hilfe der Politik. Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Helmut Dieser, warb für eine politische Beteiligung am geplanten Expertenrat. Auch eine Mitwirkung von Vertretern von Parteien oder Parlamenten sei denkbar: "Wir haben da keine Ablehnung, sondern wir sind offen dafür, darüber genau nachzudenken."

Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © udra11 (shutterstock)
Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © udra11 ( shutterstock )
Quelle:
KNA