Diese müsse sich der "Würde des Menschen und dem Gemeinwohl verpflichtet" wissen, forderte der Magdeburger Bischof Feige in einer am Sonntagabend in Magdeburg veröffentlichten Erklärung. Probleme lösen könne man nur "mit Herz und Verstand, nicht aber mit Wut und Hass".
In Sachsen-Anhalt kam die CDU als Regierungspartei nach vorläufigem Ergebnis auf 29,7 Prozent, Koalitionspartner SPD auf 11,6 Prozent. Die AfD erzielte demnach 24 Prozent. Die Linke erreichte 16,7 Prozent. Grüne und FDP bangen mit um die 5 Prozent um den Einzug in den Landtag. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 61,8 Prozent und damit um rund 10 Prozentpunkte höher als 2011 (51,2 Prozent).
Der Ausgang der Wahl werfe "manche Fragen" auf, so Bischof Feige. Es gelte, "aufmerksam zu beobachten", ob sich die AfD genügend von rechtsradikalen Tendenzen distanzieren und auch "Empathie für Flüchtlinge und Asylsuchende" zeigen werde oder "ob ihre Abneigung gegenüber anderen Religionen und Kulturen noch schärfere Formen annehmen" werde. Letzteres sei entschieden zurückzuweisen, unterstrich Feige. Schließlich gehe es in der Flüchtlingsfrage um "wesentliche Kriterien für Anstand und Menschlichkeit". Der Bischof kritisierte auch die etablierten Parteien. Möglicherweise seien sie sich ihrer Sache zu sicher gewesen.
Bedford-Strohm: Demokratische Parteien mit gemeinsamem Blick nach vorne
Derweil plädiert die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) auch nach den Wahlerfolgen der rechtsgerichteten "Alternative für Deutschland" (AfD) weiterhin für eine humane Flüchtlingspolitik.
"Die überragende Mehrheit der Deutschen will Schutz suchenden Menschen auch weiterhin Hilfe zukommen lassen", sagte am Sonntagabend der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford Strohm. Millionen Deutsche engagierten sich für Flüchtlinge. Darüber sollten die Ergebnisse für eine rechtspopulistische Partei nicht hinwegtäuschen.
EKD-Ratschef Bedford-Strohm, der zugleich bayerischer Landesbischof ist, appellierte: "Die demokratischen Parteien sollten jetzt gemeinsam den Blick nach vorne richten." Eine europäische Lösung der Flüchtlingskrise, eine entschlossene Integrationspolitik und schnelle Asylverfahren seien "das beste Mittel gegen rechtsextreme Stimmungsmache in unserem Land". Die AfD war am Sonntag mit zweistelligen Ergebnissen in die Landtage von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt gewählt worden.
Rekowski: "Offenkundiger Protest"
Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, führt den Einzug der AfD in den rheinland-pfälzischen Landtag auf einen "offenkundigen Protest der Wählerinnen und Wähler gegen aktuelle politische Entwicklungen" zurück. Die Zukunft werde nun zeigen, "ob diese Partei nur Protest kann oder auch zu parlamentarischer Politik fähig ist", sagte Rekowski am Montag in Düsseldorf dem Evangelischen Pressedienst.
"Manche der von Repräsentanten der AfD vertretenen Positionen fordern unseren deutlichen Widerspruch heraus, weil sie den Respekt vor der Würde eines jeden Menschen vermissen lassen", fügte der leitende Geistliche der zweitgrößten deutschen Landeskirche hinzu, die sich auf Teile von Rheinland-Pfalz erstreckt. Die AfD hat bei der Landtagswahl in dem Bundesland am Sonntag 12,6 Prozent der Stimmen erhalten. Sie wurde damit zur drittstärksten Kraft im künftigen Mainzer Landtag gewählt.
Knobloch: Anlass zur Sorge
Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, bewertet die Wahlergebnisse der Alternative für Deutschland (AfD) als massiven Rechtsruck. Die Ergebnisse der Landtagswahlen gäben Anlass zu großer Sorge, erklärte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern am Sonntag in München. "Wenn Wähler in so enormem Ausmaß dem Ruf von Rechtspopulisten und -extremisten folgen, liegt ein Versagen der demokratischen Parteien vor."
"Heute nisten sich in drei weiteren Landesparlamenten radikal rechte Kräfte in erheblicher Fraktionsstärke ein", fügte Knobloch hinzu. Es gebe in der Partei einen "Restbestand seriöser Vertreter", der sich aber nicht konsequent vom neuen AfD-Profil distanziere, das "nationalistisch, völkisch-rassistisch, auch antisemitisch und system-umwälzend, kurzum: brandgefährlich ist". In den Reihen der AfD befänden sich Anhänger der rechtsextremen Pegida-Bewegung, Neonazis und ehemalige NPD-Mitglieder." Die rechtsradikalen und deutsch-nationalistischen Tendenzen müssten im Keim erstickt werden.
"Aggressive Rhetorik, Hass und Menschenverachtung vergiften unsere gewachsene politische Kultur. Digitale Verrohung führt zu analoger Enthemmung, verbale Hetze provoziert tatsächliche Gewalt. Die radikalen Ideologien gefährden die demokratische Verfasstheit unseres Landes."