Marie-Luise - das ist ihr eigentlicher Vorname. Allenthalben aber wird sie Malu gerufen: Malu Dreyer. Seit Anfang 2013 ist die kürzlich 55 Jahre alt gewordene SPD-Politikerin Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz. Am Sonntag gaben die Wähler in Rheinland-Pfalz ihr mit über 36 Prozent den Vorzug vor ihrer Konkurrentin Julia Klöckner (CDU), die gegenüber der letzten Wahl noch einmal verlor und bei 31,8 Prozent landete. Für eine Fortsetzung der rot-grünen Koalition wird es aber nicht reichen.
Bekennende Katholikin
Dreyer, die an Multipler Sklerose - einer chronisch entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems leidet - ist bekennende Katholikin. Vor zehn Jahren machte sie ihre Erkrankung öffentlich, zwölf Jahre zuvor war ihr die Diagnose gestellt worden. Damals habe sie gedacht: "Wieso eigentlich ich?" Schon bald aber entschied sie sich dafür, "mich nicht von mir selbst behindern zu lassen". Was sie durch ihre Krankheit gelernt hat? "Nicht aufgeben. Gottvertrauen", antwortet Dreyer.
Die Tochter eines Schuldirektors und einer Erzieherin wurde in Neustadt an der Weinstraße geboren. Sie studierte zunächst Katholische Theologie und Anglistik, wechselte bald zur Rechtswissenschaft. Sie war Staatsanwältin in Bad Kreuznach, wurde dort 1995 kurz vor ihrem Eintritt in die SPD als Parteilose zur hauptamtlichen Bürgermeisterin gewählt. Ab 1997 war sie Sozialdezernentin der Stadt Mainz. Ab 2002 gehörte sie der rheinland-pfälzischen Landesregierung als Sozialministerin an, bis sie am 16. Januar 2013 im Landtag mit den Stimmen von SPD und Grünen zur Nachfolgerin des zurückgetretenen langjährigen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) gewählt wurde.
Kein Mitleid
Dreyer ist mit dem ehemaligen Trierer Bürgermeister Klaus Jensen verheiratet, lebt mit ihm in der Moselstadt in einem integrativen Wohnprojekt - dem sogenannten Schammatdorf - mit Bewohnern verschiedener sozialer Schichten und Generationen, mit behinderten und nichtbehinderten Menschen zusammen. Die drei Kinder, inzwischen erwachsen, stammen aus Jensens erster Ehe - die Mutter starb 2001.
Ihrer Erkrankung wegen ist Dreyer teilweise auf einen Rollstuhl angewiesen, sucht beim Gehen Halt am Arm einer ihr vertrauten Person. In ihrem Buch "Die Zukunft ist meine Freundin" schreibt Dreyer, sie habe ihre Einschränkungen akzeptiert. "Ich fühle mich gut. Ich brauche kein Mitleid."
Im vergangenen Herbst stellte sie ihr Buch in Berlin vor - gemeinsam mit dem Mainzer Kardinal Karl Lehmann. Der würdigte das Buch als "mutig" und "schonungslos", widersprach nur Dreyers Meinung, das ganze Leben sei Politik. "Es gibt doch", so der Kardinal, "noch viel mehr. Und genau das macht Sie so sympathisch."